Medien nannten die Falcon schon «Pannenjet». Im letzten Sommer musste der Bundesratsjet mit Guy Parmelin (62) auf dem Weg nach Japan umkehren. Triebwerkprobleme! Ende November traf es Aussenminister Ignazio Cassis (60). Der wichtige Termin mit seinem chinesischen Amtskollegen Wang Yi platzte. Und Bundesrätin Simonetta Sommaruga (61) konnte nicht wie geplant von London zurück in die Schweiz fliegen. Erneut hatte ein Triebwerk gestreikt.
Noch im vergangenen Dezember wollte der Bundesrat von Blick-Recherchen nichts wissen, dass sich die Regierung den Kauf eines neuen Bundesratsjets überlege. Nun ist plötzlich alles anders. Die Landesregierung will einen ihrer Jets loswerden. Doch nicht der Pannenjet soll verkauft werden.
Keiner will mit der Pilatus fliegen
Drei verschiedene Flugzeuge stehen dem Bundesrat heute zur Verfügung. Abstossen will die Regierung den PC-24 von Pilatus. «Die Maschine wird von Bundesrat und Departementen im Vergleich zu den anderen Bundesratsjets nur wenig angefragt», erklärt das Sprecherin Carolina Bohren vom Verteidigungsdepartement VBS. Zudem sei der Jet jetzt noch relativ neu und in gutem Zustand, so dass der Bund auf einen guten Preis hofft.
Gleichzeitig hat der Bundesrat das VBS damit beauftragt zu prüfen, was mit den beiden anderen Bundesratsjets passieren soll: eine Citation Excel 560XL von Cessna und die Falcon 900EX von Dassault. Letztere hatte die Schweiz 2012 dem monegassischen Fürsten Albert II. (63) für 35 Millionen Franken abgekauft. Es ist der einzige Jet, der auch für längere Distanzen geeignet ist.
«Die verschiedenen technischen Vorkommnisse der letzten Zeit waren nicht der Auslöser für die Beschlüsse», versichert VBS-Sprecherin Bohren. Die derzeitige VIP-Flotte schränke aber teilweise die Flexibilität und die Handlungsfreiheit für die Einsätze ein. Bis Ende Jahr soll das VBS daher über die Bücher und dann dem Bundesrat einen konkreten Antrag vorlegen.
Bundesrat will auch Lufttransporte sichern
Und das ist noch nicht alles. Gleichzeitig sucht der Bundesrat auch nach neuen Möglichkeiten für einen Transportflieger. Schon mehrfach war die Schweiz hier auf die Hilfe anderer Staaten angewiesen. Etwa im vergangenen Sommer, als sie fieberhaft versuchte, Menschen aus dem von den Taliban überrannten Afghanistan auszufliegen. Sobald die Rettungsflüge aber aus den Schlagzeilen verschwunden waren, war auch das Interesse im Parlament erloschen.
Auch der Bundesrat möchte keinen eigenen Transportflieger kaufen. Er will aber zumindest die Zusammenarbeit mit anderen Staaten verstärken, um im Notfall auf der sicheren Seite zu sein. Der Bundesrat hat dazu das VBS beauftragt, nun entsprechende Kooperationsgespräche aufzunehmen. (dba)