Der neue Bundesratsflieger ist mehr Arbeitspferd als luxuriöser Privatjet. Gekostet hat er rund zehn Millionen Franken. Ist er das auch wert? BLICK war dabei, als das Bundesamt für Rüstung, Armasuisse, zusammen mit der Schweizer Luftwaffe heute den Flieger aus der Pilatus-Produktion im Detail vorstellte. Fazit: Die PC-24 bietet einiges, aber nicht alles.
Der Businessjet ist die erste Neuanschaffung der Bundesratsflotte in über 25 Jahren. Die anderen Flugzeuge wurden als Occasionen gekauft. Beim neuen Flieger haben Vertreter von Armasuisse und der Luftwaffe jede Entscheidung minutiös abgewägt und gemeinsam gefällt. Nicht nur die zusätzlichen Navigationssysteme, sondern auch die Materialwahl der Innenausstattung wurde heiss diskutiert.
Kein Prunk
Alltagstauglichkeit sei angestrebt worden, sagt Paul Thoma (52), Chef des Lufttransports des Bundes. Das merkt man schon beim ersten Blick ins Flugzeuginnere: Von den acht Sitzen sind nur sechs komfortablere VIP-Sitze. Allesamt weniger breit als im anderen Dienstflugzeug des Bundes, der Falcon 900, die auch weiter im Einsatz ist.
Die Innenausstattung ist zwar hochmodern, aber nicht unbedingt luxuriös. Auf frisch Gekochtes aus der warmen Bordküche müssen die Magistraten so verzichten. Stattdessen gibts ein Brünneli und eine Ablage im Eingangsbereich. Auch eine Bar sucht man umsonst. Eine Flugbegleiterin ist aber bei jedem Flug mit an Bord.
Fast schon prekär ist die Toilettensituation. Muss nämlich einer der Passagiere mal, muss der Eingangsbereich erst zu einem WC umgebaut werden – die Schüssel lässt sich wie eine Schublade herausziehen. Immerhin: Eine Holzwand bietet Sichtschutz. Doch Gerüche und Geräusche dringen ungehindert in den Passagierraum.
Nicht lumpen lassen haben sich die Verantwortlichen dafür anderswo. So lassen sich Beleuchtung und Temperatur modern per iPad steuern.
Nur vier von zehn Flügen für Bundesräte
Die Raumhöhe ist eher beschränkt. Das fällt beim Sitzen nicht weiter auf, aber mit 1,55 Meter Höhe können nur die wenigsten im Innenraum aufrecht stehen.
Die Reichweite des Bundesratsjets ist mit 2800 Kilometern deutlich tiefer als die 3700 Kilometer, die der Hersteller Pilatus im Katalog anpreist. Das sei normal, auch der durchschnittliche Verbrauch bei Neuwagen komme ja etwas geschönt daher, sagt der Lufttransport-Chef. Für Moskau und den Maghreb reicht die Distanz aber längstens.
Die Pilatus PC-24 verfügt über eine besondere Eigenschaft: Das Flugzeug hat eine Frachttüre, wie die PC-12 auch. Diese wird auch rege gebraucht, denn der Bundesrat nutzt den Flieger nicht alleine. Nur rund 40 Prozent der Flüge sind für Berechtigte, also den Bundesrat und sein Personal vorgesehen. Die restlichen 60 Prozent steht er für den Transport von Material und Ersatzteilen etwa für die Reparatur von Schweizer Kampfflugzeugen im Ausland im Einsatz. Insgesamt wird der neue Flieger etwa 500 Stunden pro Jahr im Dienst stehen.
Eine der wenigen Schwächen des Pilatus-Fliegers: Bei starkem Nebel kann er nicht landen.
Militärische Komponenten
Sicherheitsfunktionen wie in einem James-Bond-Wagen gibt es keine. Neben den horrenden Kosten von Waffen- und Abwehrsystemen für Flugzeuge würde die Bedrohungslage eine solche Anschaffung nicht rechtfertigen, sagt Kaj-Gunnar Sievert (51), Kommunikations-Chef bei Armasuisse. Und das Flugzeug sei schliesslich mit Steuergeldern bezahlt worden. Der einzige Teil des Flugzeugs mit militärischem Hintergrund sind die Düsen. Der US-Hersteller der Triebwerke produziert eigentlich Kurzstreckenraketen.
Bevor die Pilatus PC-24 mit Bundesräten unterwegs ist, werden nun noch Piloten der Luftwaffe für den Job ausgebildet und trainiert. Auch das Bodenpersonal muss neu geschult werden. Die Kurse dauern jeweils vier Wochen und finden in Dallas, Texas (USA) statt. Dort steht der weltweit einzige Simulator, auf dem die Pilatus-Schulung angeboten wird.
Cessna, Adieu!
Die Einweihung der neuen Maschine ist gleichzeitig der Abschied der Cessna Citation Excel. Die Cessna mit dem Baujahr 2002 wird durch den Pilatus Jahrgang 2018 ersetzt. Darüber können sich Schweizer Flugzeugfans mit tiefen Taschen freuen: Die Luftwaffe trifft aktuell Vorbereitungen den ausgedienten Flieger zu verkaufen.