Die Rede ist von 155 Kindern, die intensive Betreuung und Begleitung erfordern und um deren Aufnahme die Ukraine die Schweiz gebeten hat. Gedacht wird in erster Linie an Kinder, die in ukrainischen Heimen oder Institutionen leben, wie Michael Jordi, Generalsekretär der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK), am Mittwoch zur Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte.
Die Mehrheit dieser Kinder brauche auf Grund von Beeinträchtigungen entweder Betreuung oder Pflege oder beides, sagte Jordi. Die Kinder, um deren Aufnahme die Ukraine ersucht habe, lebten in Gruppen. Die Ukraine wünsche, dass sie in ihrer Gruppe in die Schweiz reisen könnten, um sie möglichst wenig zu belasten.
Abklärungen verzögern Aufnahme
Zunächst geht es nun darum, abzuklären, welche Pflege und Betreuung die Kinder genau benötigen. Erst wenn diese Informationen vorliegen, kann laut Jordi über eine Aufnahme entschieden werden. Entsprechend dem Bedarf seien sozialmedizinische Einrichtungen wie etwa Heime, Spitäler oder Rehakliniken gefragt.
Wegen dieser Abklärungen lasse sich derzeit noch nicht sagen, wann die ersten Kinder in der Schweiz eintreffen würden, betonte Jordi. «Allenfalls erweist sich im Einzelfall die Hilfe vor Ort als zielführender», sagte er. Die Ukraine habe zudem noch andere Länder um die Aufnahme von Kindergruppen gebeten.
Fragezeichen gibt es auch bei den Kosten. Laut Jordi zeichnet sich zwar ab, dass die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) und das Korps für humanitäre Hilfe für die Reisekosten der Kinder aufkommen, während der Koordinierte Sanitätsdienst die Koordination übernimmt. Dank des Schutzstatus S sind aus der Ukraine eingereiste Kinder krankenversichert.
Werden hingegen Kinder in einer sozialmedizinischen Einrichtung wie etwa einem Heim betreut, ist in Abklärung, wer die Kosten dafür trägt, hiess es bei der Sozialdirektorenkonferenz (SODK). Ebenso werde abgeklärt, ob aus der Ukraine mitgereiste Betreuungspersonen entsprechende Aufgaben übernehmen können.
Ukraine will keine Armeeangehörigen schicken
Um die Aufnahme von Verletzten aus der Ukraine entstand eine Kontroverse. Eine Anfrage der Nato, wonach die Ukraine bestimmen würde, wer in der Schweiz versorgt werde, lehnte der Bundesrat zunächst ab. Denn die Schweiz hätte nicht kontrollieren können, ob Militärangehörige dabei seien.
Diese Absage löste Kritik aus. Ein Brief der ukrainischen Botschaft in Bern brachte dann aber Bewegung, wie die «Tagesschau» des Schweizer Fernsehens berichtete. Darin garantierte die Ukraine der Schweiz, dass keine Armeeangehörigen in die Schweiz geschickt würden. Das Land bat die Schweiz konkret um Aufnahme von 155 Kindern in schlechtem Gesundheitszustand.
(SDA)