Das kommt selten vor: In aller Form distanziert sich die Winterthurer Krankenkasse Swica in den sozialen Medien von ihrem Verwaltungsratsmitglied Casimir Platzer (59). «Swica steht vollumfänglich hinter den Massnahmen des Bundesrats zur Eindämmung der Pandemie», betonte die Kasse am Samstag auf Twitter.
Nicht auf der Linie von Swica
Denn Platzer sitzt nicht nur im Swica-Verwaltungsrat, sondern ist vor allem auch Präsident von Gastrosuisse. Und als oberster Beizer im Land wettert er gegen jede Corona-Massnahme des Bundesrats. Nicht ohne Folgen: Sogar bei Swica kommt man zum Schluss, dass solcher Widerstand die Pandemie verlängern und so die Gesundheitskosten in die Höhe treiben kann. Das ist nicht nur gegen die Interessen der Krankenkasse. Gerade auch Swica-Kunden ärgern sich.
Die Krankenkasse will denn auch nichts damit zu tun haben. Mit ihrem Tweet reagierte sie auf einen Blick-Artikel vom Samstag: «Casimir Platzer vertritt bei seinen Auftritten als Präsident von Gastrosuisse die Position seines Verbands. Seine Haltung in diesem Thema stimmt nicht mit der Haltung von Swica überein.»
Zusammenarbeit mit Gastroverband bleibt wichtig
Ob in sozialen Medien oder in Leserkommentaren – vielfach wurde der Rücktritt von Platzer aus dem Verwaltungsrat von Swica verlangt. Für die Krankenkasse mit ihren insgesamt rund 1,5 Millionen Versicherten dürfte das eine unangenehme Forderung sein, denn sie betreibt schon seit Jahrzehnten eine für sie wichtige und erfolgreiche Partnerschaft mit Platzers Gastroverband.
So bieten die beiden Partner den Verbandsmitgliedern in der Gastrobranche branchenspezifische Versicherungspakete mit «exklusiven Prämienrabatten» an. Eine Win-win-Situation: Gastro-Boss Platzer kassiert für sein Verwaltungsratsmandat rund 86'000 Franken im Jahr, während sein Verband seinen Mitgliedern attraktive Angebote bieten kann. Und der Krankenkasse eröffnet sich ein Geschäftsfeld mit Zehntausenden potenziellen Kunden.
«Gastrosuisse ist einer der grösseren Kollektivpartner, und zahlreiche Gastrobetriebe sind bei Swica versichert», bestätigt Swica-Kommunikationsleiterin Silvia Schnidrig. Details zu einzelnen Kollektivverträgen gebe die Krankenkasse aber nicht bekannt.
Dennoch scheint klar zu sein: Aus ökonomischen Gründen hat die Swica daher keinerlei Interesse, sich von Gastro-Boss Platzer zu trennen – drohender Image-Schaden hin oder her. (dba)