Darum gehts
- BKW plant umstrittene Solaranlage in Schattenalb BE
- Gutachter beschuldigen BKW, die Behörden getäuscht zu haben
- Anwaltskanzlei Baker McKenzie dementiert diese Vorwürfe nach internen Untersuchungen
Es gibt Streit um eine alpine Solaranlage, die das Energieunternehmen BKW in Schattenalb (BE) bauen möchte. Auslöser ist ein Bericht des Umweltbüros, welcher dem Konzern massive Vorwürfe macht: Sie hätten beim Umweltverträglichkeitsbericht (UVB) getrickst. Wird das Projekt jetzt gestoppt, obwohl bereits die Gemeinde, als auch die Alpengenossenschaft Grindel, welche das Land besitzt, bereits zustimmten?
Die Solaranlage soll in einem eidgenössischen Jagdbanngebiet entstehen. Diese dienen dem Schutz und der Erhaltung von seltenen und bedrohten Säugetieren und Vögeln. Entscheidend für eine Baufreigabe und vor allem für das Anfallen aufwendiger Ausgleichsmassnahmen, ist der Umweltverträglichkeitsbericht. Von der BKW eingesetzte Gutachter beschuldigen den Konzern, die Behörden dabei irregeführt und getäuscht zu haben, wie die «NZZ» schreibt. Der entsprechende Brief vom Beratungsbüro an den Berner Regierungsrat Christoph Ammann liegt der «NZZ»-Redaktion vor.
«Resultat zugunsten des Bauprojekts geschönt»
Gemäss Gutachter seien im UVB «relevante Resultate und Angaben zu den Wildtieren von der BKW oder des von ihr beauftragten UVB-Verfassers gelöscht, zugunsten des Bauprojekts geschönt oder in falschem Zusammenhang missverständlich wiedergegeben» worden. Die Bedeutung des Anlagen-Standortes sei zudem als Lebensraum für Hirsche und Gämse bewusst heruntergespielt worden. Das führt dazu, dass BKW keine Ausgleichs- oder Ersatzmassnahmen für die betroffenen Tierarten plant, wie die «NZZ» schreibt.
Die Anschuldigungen gehen aber noch weiter: Das Umweltbüro sei von der BKW unter Druck gesetzt worden, die UV-Berichte in ihrem Sinne anzupassen. Die Verantwortlichen wollten ansonsten die Bezahlung der Rechnungen verweigern.
Aussage gegen Aussage
Das Energieunternehmen zeigt sich aufgrund der Vorwürfe betroffen und nimmt diese Ernst. Eine interne Untersuchung sei bereits im Gange, wie Sprecher Philipp Mäder auf «NZZ»-Anfrage sagte. Zusätzlich habe die BKW das Anwaltsunternehmen Baker McKenzie beauftragt, die Vorwürfe nochmals zu untersuchen.
Die Anwaltskanzlei kommt zum Schluss, dass die Anschuldigungen zu Irreführung und Täuschung nicht zuträfen. Auch die am Bericht beteiligten Umweltbüros seien nicht unter Druck gesetzt worden. Im Gegenzug hält Baker McKenzie dem Beratungsbüro vor, seine Pflichten gegenüber BKW verletzt zu haben, indem sie sich mit einem Schreiben an den Berner Regierungsrat wandten, anstatt mit dem Unternehmen das Gespräch zu suchen.
Ob die Konflikte um die Photovoltaik-Anlage Konsequenzen für die Beteiligten haben werden, ist noch nicht klar. Das Baugesuch ist noch hängig.