Trotz deutlichem Ja zum Stromgesetz
Schweizer Stromproduzenten gehen mit ihren Wind-Millionen ins Ausland

Obwohl das Potenzial für Windenergie in der Schweiz vorhanden ist, investieren Unternehmen wie BKW lieber im Ausland. In der Schweiz gehts einfach zu langsam vorwärts.
Publiziert: 19.10.2024 um 19:57 Uhr
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Aktualisiert: 21.10.2024 um 13:55 Uhr
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Eine der wenigen Anlagen, die zustande gekommen ist. Der Windpark in Airolo TI.
Foto: Shutterstock

Auf einen Blick

  • Schweizer Stromunternehmen investieren Wind-Millionen im Ausland statt im Inland
  • BKW besitzt elf Windparks in Süditalien, bald kommt ein zwölfter hinzu
  • Aktuell produzieren 47 Schweizer Windanlagen nur 0,15 Terawattstunden Strom
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Robin WegmüllerRedaktor Wirtschaft

Am 9. Juni 2024 hat die Schweizer Stimmbevölkerung das neue Stromgesetz klar mit fast 70 Prozent Ja-Anteil angenommen. Der Weg sollte frei sein für die Förderung von einheimischen erneuerbaren Energien wie die Windkraft. Getan hat sich aber noch nicht viel. Immer noch werden angehende Projekte besonders hart ausgefochten. 

Wo eine Idee und ein potenzieller Standort sind, sind auch Gegner. Das Resultat: Die Schweizer Stromunternehmen investieren ihre Wind-Millionen im Ausland, wie CH Media berichtet. Paradebeispiel ist das Berner Stromunternehmen BKW. Knapp ein Viertel der gesamten jährlichen Stromproduktion des Unternehmens von 9,5 Terawattstunden erzielt BKW mit Windrädern. Und diese stehen zu einem grossen Teil im Ausland – nämlich in Italien, Deutschland, Frankreich, Norwegen und Schweden. Ein Reststück steht im Berner Jura.

Bald 12 Windparks in Italien

Die Schweizer Stromfirma besitzt bereits elf Windparks im Süden Italiens. Bald kommt ein Zwölfter hinzu. Rund 250 Millionen Franken werden im südlicheren Teil des italienischen Stiefels investiert.

Ein Batzen, der auch den Strom in der Schweiz nachhaltiger machen könnte. BKW-Chef Robert Itschner erklärt gegenüber CH Media: «Wir haben eine Liste mit Investitionsprojekten im Wert von rund 1 Milliarde Franken in der Schweiz. Wir möchten diese Anlagen zur Produktion von erneuerbarer Energie unbedingt bauen. Aber es geht trotz Ja zum Stromgesetz nach wie vor viel zu langsam vorwärts.»

Das BKW ist repräsentativ für die ganze Branche. Der Wille und das Geld wären vorhanden. Doch die Politik hat Wichtigeres zu tun. So springt sie lieber auf den Solarexpress. Die Schweiz sei kein Windland, so der Tenor. Itschner widerspricht. «Heute kann eine Windturbine mit viel weniger Wind Energie produzieren.» Die Technologie habe einen grossen Schritt nach vorne gemacht.

Das Potenzial wäre vorhanden

Das haben auch Experten gemerkt. Das Bundesamt für Energie schätzt das Potenzial der Windenergie in der Schweiz auf 30 Terawattstunden pro Jahr. Das wäre die dreifache Menge, die das AKW Leibstadt produziert. Diese Zahlen sind aber nicht realistisch. Unser Land ist zu dicht besiedelt und die zu viele Bevölkerungsteile wären von Windrädern betroffen. 

Gemäss Itschner sind ein bis zwei Terawattstunden realistisch – für den Winterstrom. Das wäre durchaus hilfreich. «Dazu bräuchten wir zwischen 200 bis 300 zusätzliche Windturbinen.» Zurzeit produzieren die 47 Anlagen nur gerade 0,15 Terawattstunden. Das entspricht etwa 0,3 Prozent der gesamten Stromerzeugung. Gemäss der Energiestrategie 2050 des Bundes müsste die Produktion jedoch 4,3 Terawattstunden erreichen und rund 7 Prozent des Stroms liefern. Die Windenergie hat in der Schweiz weiterhin einen langen Weg vor sich.

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