SP-Nationalrat Hasan Candan interveniert beim Bundesrat
Diskriminieren Autoversicherer Menschen aus dem Balkan?

Schweizer Autoversicherungen verlangen von Ausländerinnen und Ausländern oft höhere Prämien. Je nach Herkunft sind die Unterschiede gross. SP-Nationalrat Hasan Candan fordert ein Ende dieser Praxis und spricht von Diskriminierung.
Publiziert: 10.04.2025 um 12:09 Uhr
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Aktualisiert: 10.04.2025 um 16:41 Uhr
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Die Herkunft kann in der Schweiz grossen Einfluss auf die Prämie für die Autoversicherung haben.
Foto: Witthaya Prasongsin

Darum gehts

  • SP-Nationalrat fordert Ende der Diskriminierung bei Autoversicherungsprämien aufgrund der Nationalität
  • Versicherer rechtfertigen höhere Prämien mit statistischen Risikogruppen und Nationalität
  • Zuschläge für Staatsangehörige vom Balkan und der Türkei können bis zu 74 Prozent betragen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sven AltermattCo-Ressortleiter Politik

Hier entscheidet der Pass mit: Autofahrerinnen und Autofahrer mit ausländischer Nationalität bezahlen bei Schweizer Versicherern – je nach Herkunft – deutlich mehr. Gemäss einer Analyse des Vergleichsportals Comparis mussten zuletzt vor allem junge Menschen aus dem Kosovo, Nordmazedonien oder der Türkei höhere Vollkasko-Prämien in Kauf nehmen als Schweizerinnen und Schweizer.

«Die Nationalität ist bei den Versicherern ein wichtiges Kriterium, um die Wahrscheinlichkeit eines Schadeneintritts zu berechnen – auch wenn dies unfair erscheint», sagte Comparis-Mobilitätsexperte Adi Kolecic bereits im vergangenen Jahr zu Blick.

«Diskriminierende Praxis der Autoversicherer»

Scharfe Kritik an dieser Praxis kommt nun aus dem Parlament: SP-Nationalrat Hasan Candan (40) fordert den Bundesrat auf, die «diskriminierende Praxis der Autoversicherer» genauer unter die Lupe zu nehmen – und zu stoppen. Staatsangehörige vom Balkan oder der Türkei müssten mit einem durchschnittlichen Prämienzuschlag von bis zu 74 Prozent rechnen: Dieses Beispiel nennt Candan in einem Vorstoss, den er im Nationalrat eingereicht hat.

«Der Bundesrat muss diese Ungleichbehandlung aufgrund der Nationalität beenden», sagt der Luzerner Politiker gegenüber den Zeitungen von CH Media. Er spricht von einer Art Sippenhaft. Geht es nach dem SP-Mann, könnte der Bundesrat etwa die Praxis der Versicherer durch den Preisüberwacher oder die Eidgenössische Rassismuskommission überprüfen lassen.

Versicherer schauen Risiken an

Und wie rechtfertigen sich die Versicherungen? Sie verweisen auf statistische Risikogruppen, wobei die Nationalität ein Kriterium ist. Andere sind Alter, Geschlecht, Wohnort, Autotyp oder auch Informationen über die Fahrpraxis.

Mit anderen Worten: Je nach Herkunftsland verunfallen statistisch gesehen mehr Autofahrerinnen und Autofahrer. Fachleute sprechen von «risikogerechten Prämien». «Dafür bilden sie Risikogruppen, die Risiken mit ähnlichen Merkmalen zusammenfassen», sagt Thilo Kleine vom Schweizerischen Versicherungsverband zu CH Media. Candan kritisiert diese Praxis. Er fordert mehr Transparenz – bis hin zur Offenlegung der zugrundeliegenden Daten bei den Versicherern.

Für die betroffenen Personen könne dies ärgerlich sein, «besonders wenn sie stets unfallfrei unterwegs waren», brachte es Comparis-Experte Kolecic 2024 bei Blick auf den Punkt. «Denn ihre Prämienberechnung basiert nicht nur auf ihrem eigenen Fahrverhalten, sondern auch auf jenem ihrer Landsleute.»

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