Schweizer Autoversicherer verlangen von Ausländern teils massive Prämienaufschläge. Eine neue Analyse des Online-Vergleichsportals Comparis zeigt, dass auch dieses Jahr vor allem Junge aus dem Kosovo, Nordmazedonien und der Türkei deutlich mehr für ihre Vollkasko zahlen als Schweizer Autofahrer.
«Die Nationalität ist bei den Versicherern ein wichtiges Kriterium, um die Wahrscheinlichkeit eines Schadeneintritts zu berechnen – auch wenn dies unfair erscheint», sagt Comparis-Mobilitätsexperte Adi Kolecic dazu. Von Comparis für die jüngste Analyse unter die Lupe genommen, wurden die Vollkaskoprämien für männliche Lenker mit Schweizer Staatsangehörigkeit und die acht grössten Ausländergruppen in der Schweiz.
Die Ungleichbehandlung aufgrund der Nationalität ist in der Schweiz erlaubt. Das Argument des Bundesrats: Die Kalkulation der Versicherungstarife anhand unterschiedlichster Kriterien basiert nicht auf Wertungen oder Vorurteilen, sondern ist das Resultat der Beobachtung von statistischen Berechnungen. Somit stelle die risikobezogene Tarifierung nach Nationalitäten keine Diskriminierung dar.
Was in der Schweiz allgemeingültige Praxis ist, würde in der Europäischen Union (EU) gegen das Diskriminierungsgesetz verstossen. Die Charta der Grundrechte der EU verbietet nämlich eine Ungleichbehandlung aufgrund der Nationalität oder des Geschlechts. Die Versicherer in EU-Ländern dürfen deshalb die individuellen Prämien nur aufgrund relevanter Faktoren bestimmen. Dazu gehören etwa vorherige Unfälle oder Vorstrafen.
Die Ungleichbehandlung aufgrund der Nationalität ist in der Schweiz erlaubt. Das Argument des Bundesrats: Die Kalkulation der Versicherungstarife anhand unterschiedlichster Kriterien basiert nicht auf Wertungen oder Vorurteilen, sondern ist das Resultat der Beobachtung von statistischen Berechnungen. Somit stelle die risikobezogene Tarifierung nach Nationalitäten keine Diskriminierung dar.
Was in der Schweiz allgemeingültige Praxis ist, würde in der Europäischen Union (EU) gegen das Diskriminierungsgesetz verstossen. Die Charta der Grundrechte der EU verbietet nämlich eine Ungleichbehandlung aufgrund der Nationalität oder des Geschlechts. Die Versicherer in EU-Ländern dürfen deshalb die individuellen Prämien nur aufgrund relevanter Faktoren bestimmen. Dazu gehören etwa vorherige Unfälle oder Vorstrafen.
Basel ist teuer für Junge vom Balkan
Zur Berechnung der Prämienhöhe sind zusätzlich zur Nationalität auch das Alter, der Wohnort, das Geschlecht und die Fahrpraxis entscheidend. So gibts in der Stadt Basel für einen 20-jährigen Kosovaren mit einem Mercedes GLC den grössten Prämienunterschied zu gleichaltrigen Kollegen mit Schweizer Pass. Konkret beträgt in Basel der Prämienzuschlag im Schnitt 74,4 Prozent. Knapp dahinter folgen die Nordmazedonier (+ 73,6 %) und die Türken (+ 72,9 %). Ein 20-jähriger Portugiese zahlt dagegen in Basel für einen GLC «nur» 24,2 Prozent mehr für die Vollkasko und ein Deutscher gar nur ein Prozent mehr als ein gleichaltriger Schweizer.
Prämienunterschied nach Nationalitäten in Basel
Auto: VW Golf – Alter des Lenkers: 20 Jahre – Quelle: Comparis
Nationalität | Mittlere Prämie in Fr. |
Kosovo | 3178.- |
Nordmazedonien | 3169.- |
Türkei | 3127.- |
Portugal | 2304.- |
Spanien | 2250.- |
Italien | 2195.- |
Frankreich | 1947.- |
Schweiz | 1912.- |
Deutschland | 1910.- |
Auch ältere Ausländer zahlen mehr
«Gerade junge Ausländer, die teure Autos fahren, müssen bei der Autoversicherung mit hohen Zuschlägen rechnen. Nicht nur bei den Prämien, sondern auch bei den Leistungen. Denn viele Versicherer zwingen Junglenkern zusätzlich einen höheren Selbstbehalt auf als erfahrenen Lenkern», weiss Kolecic.
Für routiniertere und ältere Fahrzeuglenker sind die Ausländerzuschläge zwar tiefer als bei den Junglenkern. Dennoch zahlt zum Beispiel auch ein 42-jähriger Kosovare in der Stadt Zürich für eine Vollkaskoversicherung eines Mercedes GLC 54,8 Prozent mehr als ein gleichaltriger Schweizer. Ähnlich siehts für Nordmazedonier (+ 54,7 %) und Türken (+ 53,7 %) aus. «Für die betroffenen Personen ist das ärgerlich, besonders wenn sie stets unfallfrei unterwegs waren. Denn ihre Prämienberechnung basiert nicht nur auf ihrem eigenen Fahrverhalten, sondern auch auf jenem ihrer Landsleute», erklärt Adi Kolecic.
Im Tessin ist die Vollkasko am teuersten
Interessant: Auch Schweizer erhalten manchmal einen Prämienaufschlag. So zahlen deutsche Lenker teils weniger als Schweizer – und das gleich in mehreren Regionen für unterschiedliche Automodelle. In St. Gallen und Biel zahlt beispielsweise ein erfahrener, deutscher Lenker mit einem Škoda Octavia etwa ein Prozent weniger als ein Schweizer. Das Gleiche gilt für einen Fiat 500 und einen Cupra Formentor in Lugano oder Bellinzona.
Apropos Tessin: Die städtischen Regionen südlich des Gotthards haben schweizweit die höchsten Autoversicherungsprämien. So zahlt dort ein junger Nordmazedonier mit einem Mercedes GLC im Schnitt 2089 Franken mehr für die Vollkaskoversicherung als ein gleichaltriger Schweizer. Das ist der grösste absolute Zuschlag für einen Ausländer.