Jetzt geht es schnell: Am Sonntag hält der Bundesrat um 11 Uhr eine Notsitzung zu Corona ab – und wird drastische Massnahmen beschliessen, um das Coronavirus einzudämmen: Schon ab Montag wird wohl schweizweit eine Maskenpflicht in öffentlich zugänglichen Innenräumen gelten. Sogar an der Geburtstagsparty, wenn der Gastgeber 14 Freunde empfängt. Abgelegt werden darf die Maske nur zum Essen, wenn man sich an seinem Platz befindet.
Zudem dürfte der Bundesrat beschliessen, wieder eine Homeoffice-Empfehlung auszusprechen. Doch das ist nicht alles: Auch Ansammlungen von mehr als 15 Personen in der Öffentlichkeit sollen verboten sein. Und selbst bei Anlässen im Familien- und Freundeskreis mit über 15 Personen müssen die Kontaktdaten der Teilnehmer erfasst werden.
Veranstaltungen mit über 100 und bis 1000 Besuchern bleiben erlaubt, sofern die Kontaktdaten erhoben werden. Es muss aber eine Unterteilung in Sektoren mit höchstens 100 Leuten erfolgen, bestätigen bundesratsnahe Kreise eine Meldung von CH Media.
Schluss mit dem Corona-Flickenteppich
Damit reagiert der Bundesrat auf eine Bitte der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren (GDK). Deren Vorstand hatte sich mit Bundesrat Alain Berset (48) zu einer ausserordentlichen Sitzung getroffen. Berset will keine Zeit verlieren und die Massnahmen in der Sondersitzung beschliessen.
Danach sollten die von Kanton zu Kanton unterschiedlichen Corona-Regeln Geschichte sein. Doch der Flickenteppich ist gestern gar noch bunter geworden. Nachdem Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga (60) am Donnerstag Spitzenvertreter der Kantone zum Krisengipfel beordert hatte, erliessen diese neue Massnahmen.
So führten etwa Graubünden, Wallis, Luzern und Basel-Stadt eine Maskenpflicht für öffentlich zugängliche Innenräume ein. Andere Kantone wie die beiden Appenzell erliessen eine Maskenpflicht für Veranstaltungen ab 30 Personen. Ebenso handhabt es der Thurgau – allerdings könnte man meinen, die Thurgauer seien Berner. Bis ihre Maskenpflicht in Kraft tritt, will sich der Kanton eine Woche Zeit lassen. Sie soll erst ab 23. Oktober gelten.
Die Situation spitzt sich zu
Angesichts der unterschiedlichen Massnahmen verwundert es nicht, dass die GDK den Bund aufrief, den Tarif durchzugeben. Denn aufgrund der stark steigenden Infektionen, der zunehmenden Einweisungen in Spitäler und der Tatsache, dass inzwischen über 13 Prozent aller Corona-Tests positiv ausfallen, ist der Kantönligeist hinderlich dabei, das Virus unter Kontrolle zu bringen.
Ab kommender Woche sollen die Bürger – so wie das beim Maskentragen im öffentlichen Verkehr der Fall ist – wissen, was vom Aargau bis Zug gilt. Und von Appenzell bis Zürich, aber genauso in Genf und im Tessin soll klar sein, dass der Bund empfiehlt, wenn immer möglich von zu Hause aus zu arbeiten.
Für den Bundesrat ist klar, nur so kann ein zweiter landesweiter Lockdown verhindert werden. Und das auch nur, wenn sich die Bevölkerung an die Hygienevorschriften hält, auf Abstand achtet und Kontakte meidet. Der Bundesrat hofft, dass möglichst viele Bürger die Corona-App herunterladen, was das Contact Tracing erleichtert.
Post hilft bei Corona-App
Die Schweizerische Post und das BAG führen dafür eigens eine gemeinsame Aktion durch, damit mehr Leute die Corona-App herunterladen. Mit der grösseren Verbreitung der SwissCovid-App soll das Contact Tracing, also die Rückverfolgung der Ansteckungsketten, verbessert werden. Am Montag, 19. Oktober, startet die Aktion schweizweit in den Postfilialen.
Wie der Leiter Postnetz, Thomas Baur, erklärt, werden die Poststellen-Mitarbeitenden während zwei Wochen am Schalter einen BAG-Flyer zur App abgeben. Und sie beraten die Kunden bei Fragen zur App und helfen, diese zu installieren.