Besser spät als nie. Immer mehr Kantone reagieren mittlerweile auf die seit Tagen dramatisch steigenden Corona-Zahlen. So gaben am Freitagmorgen etwa Graubünden, Thurgau oder Basel-Stadt bekannt, die geltende Maskenpflicht auszuweiten.
Doch dafür brauchten sie erst ein Ultimatum vom Bund. Am Donnerstag hatte Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga (60) den Kantonen ins Gewissen geredet. «Die Situation ist beunruhigend», betonte auch Gesundheitsminister Alain Berset (48).
Task Force fordert schnelles Handeln
Besser spät als nie? Ja, das schon. Doch wenn man Martin Ackermann glaubt, wird auch das nicht reichen. Der Chef der wissenschaftlichen Corona-Taskforce des Bundes forderte an der Experten-Medienkonferenz am Freitag so schnell als möglich eine flächendeckende Maskenpflicht in Innenräumen, die Rückkehr ins Homeoffice und Beschränkungen bei Veranstaltungen.
Und auch das wird erst längerfristig helfen. Für die kommenden Wochen geht Ackermann von einer deutlichen Zunahme der Neuinfektionen aus. «Selbst wenn wir diese Massnahmen auf kommenden Freitag fläckendeckend einführen, erwarten wir einen Anstieg der Neuinfektionen um den Faktor 4.» Das heisst Auch wenn wir alle wieder ins Homeoffice zurückkehren, müssen wir uns mit täglichen Neuinfektionen von 12'000 abfinden. «Jetzt zählt also jeder Tag», so Ackermann.
«Zahlen sind ein Schock»
Man habe gewusst, dass eine zweite Welle kommen könnte, sagt Ackermann. Doch auch für die Wissenschaft sei die Stärke des Anstiegs «ein Schock».
Zuvor hatte Virginie Masserey vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) die aktuelle Situation eingeschätzt. Auch sie wiederholte, dass die Zahlen rasant steigen würden, nicht nur die Neuinfektionen, sondern auch die Hospitalisationen und die Todesfälle.
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Die Neuansteckungen würden zwar in erster Linie Junge betreffen, es gebe aber bei allen Altersgruppen Ansteckungen. Um so wichtiger seien die Hygiene- und Verhaltensregeln, etwa das korrekte Tragen der Maske: Diese müsse unbedingt Mund und Nase bedecken. Ausserdem rief sie abermals dazu auf, die Covid-App herunterzuladen und zu aktivieren.
Contact Tracing am Limit
Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte (VKS), sagte, dass das Contact Tracing es nicht mehr in allen Fällen schaffe, die Kontakte aller Infizierten zu kontaktieren. Immer wieder sei es überfordert. Es sei daher wichtig, dass Infizierte ihre Kontakte selbst benachrichtigen.
Um das Virus einzudämmen, sprach sich auch Hauri für wieder vermehrtes Homeoffice aus. Zudem könnten auch Einschränkungen bei Veranstaltungen und Hygienemasken eine wichtige Rolle spielen.
Es gebe aber auch Grund zur Hoffnung: Man wisse jetzt zumindest, dass die Spitäler heute besser vorbereitet seien, als sie es im Frühling waren. Das stimme zuversichtlich. (dba/sf)
Corona-PK BAG 14.10.