Vor einer Woche gab der Bund grünes Licht: Die zweite Corona-Auffrischimpfung erhalten über 80-Jährige ab sofort gratis. Denn diese Gruppe hat wegen ihres Alters das höchste Risiko, schwer an Covid-19 zu erkranken. Die Ankündigung sorgte derzeit für einen kleinen Booster-Boom.
So erlebt das Impfzentrum in Zürich derzeit einen Riesenansturm. Bis nächste Woche sind die Termine komplett ausgebucht. Seit der neuen Impfempfehlung habe man eine «deutliche Zunahme» an Impfwilligen verzeichnet, erklärt eine Sprecherin gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Der zweite Booster schützt gut gegen eine schwere Infektion. Das ist genau, was wir brauchen für die über 80-Jährigen», ergänzt Infektiologe Jan Fehr. «Die über 80-Jährigen sind wirklich am meisten gefährdet.»
Auch in Bern sind die Termine gut gebucht. Etwa die Hälfte wegen der neuen Impfempfehlung und die anderen wegen Ferienreisenden. Bei Bedarf könne man die Angebote aber weiter ausweiten.
Etwa 800 von 12'000
Auch in anderen Kantonen holen sich viele Seniorinnen und Senioren den vierten Piks. «Die zweiten Booster für über 80-Jährige sind gefragt», sagt Mirjam Andres vom Solothurner Gesundheitsamt. Zu einem grossen Ansturm sei es aber nicht gekommen. «Nach dem Start der Anmeldetools liefen die Drähte kurzfristig heiss. Seither bewegen sich die Anmeldungen in einem moderaten Bereich.»
Potenziell könnten sich im Kanton Solothurn rund 12'000 über 80-Jährige eine weitere Auffrischimpfung verabreichen lassen. Angemeldet haben sich bisher rund 800 Personen. Die Zahl könne aber noch nicht exakt beziffert werden, weil auch Hausarztpraxen Impfungen durchführen, sagt Andres. Klar ist: Wer noch im Juli einen Impftermin will, erhält diesen auch.
Bei Jüngeren nehme das Interesse nach dem zweiten Booster ebenfalls zu. «Rund ein Drittel der Anmeldungen geht auf das Konto von Personen unter 80 Jahren», so Andres. Im Kanton können sich nämlich auch Jüngere boostern lassen, etwa für Reisen – und zwar gratis. Allerdings gilt dieses Angebot nur für Kantonsbewohner.
Im Wallis steigt die Nachfrage
Auch im Wallis steigt die Nachfrage. «In den Impfzentren des Kantons haben wir in einer Woche rund 100 Anmeldungen gezählt, gegenüber weniger als 20 in der Vorwoche», heisst es beim Gesundheitsdepartement. Zudem würden auch einige Arztpraxen und Apotheken impfen, für die man keine Statistiken habe.
Was die übrigen Senioren betreffe, habe man aber keine Zunahme festgestellt. Bei den sonstigen Altersgruppen sei die Nachfrage stabil. «Wir gehen davon aus, dass die grosse Mehrheit der Personen, die einen Booster durchführen lassen möchten, dies bereits getan hat.»
Viele Walk-ins in Basel
Die Anmeldungen für eine Impfung mit Termin bewegten sich mit derzeit 200 Ü80-Anmeldungen bis Ende Juli eher auf tiefem Niveau, heisst es beim Basler Gesundheitsdepartement. «Jedoch beobachten wir viele Walk-ins, das heisst, Impfungen ohne Termin: In zwei Tagen haben sich vergangene Woche über 400 Personen impfen lassen», so Sprecherin Anne Lüthi. «Diese Walk-in-Impfungen zeigen, dass das Interesse vorhanden ist.» Wobei sich auch Auswärtige in Basel impfen lassen können.
Weniger hoch ist die Nachfrage bei den 65- bis 79-Jährigen, die den Booster selbst berappen müssen. Seit letzter Woche wurden 69 Personen in dieser Altersgruppe im Impfzentrum gepikst. Aber auch die Möglichkeit, sich für Ferien eine zweite Auffrischimpfung verabreichen zu lassen, werde wahrgenommen.
Für eine fundierte Aussage bezüglich Ü80-Booster sei es noch zu früh, sagt derweil David Dürr, Leiter der Dienststelle Gesundheit und Sport des Kantons Luzern. Und was die Senioren ab 65 betreffe, so lasse sich noch keine vermehrte Nachfrage nach Wunschimpfungen feststellen. Bisher habe man aber über 1100 «Reiseimpfungen» vorgenommen.
Der Kanton Aargau wiederum zählt mittlerweile rund 3700 Vierfach-Geimpfte über alle Altersgruppen. In den letzten Tagen hat die Anzahl deutlich zugenommen. Alleine letzten Freitag wurden über 600 Viertimpfungen verabreicht. «Grundsätzlich ist die Nachfrage aber nach wie vor verhalten», so ein Sprecher.