70 Prozent aller Schweizerinnen und Schweizer sind zweimal geimpft, 43 Prozent haben auch noch einen Booster erhalten. Für die Impfkommission und das Bundesamt für Gesundheit (BAG) braucht es keinen weiteren: Für die breite Bevölkerung ist zurzeit keine zweite Auffrischimpfung empfohlen.
Wer trotzdem eine vierte Dosis will – zum Beispiel um nicht zu riskieren, auf Reisen Probleme zu bekommen, weil die Impfung zu lange her ist – muss selbst ins Portemonnaie greifen. So hat das der Bundesrat letzte Woche entschieden.
Solothurn springt in die Bresche
Künftig hängt es damit vom Kanton ab, wie teuer Piks Nummer vier wird. Schon jetzt ist klar: Solothurnerinnen und Solothurner kommen am billigsten weg. Sie zahlen nämlich gar nichts. Ihr Kanton übernimmt die Kosten, wie er nun entschieden hat.
Man gehe von einer «tiefen Zahl reisebedingter Auffrischimpfungen aus», sagt eine Sprecherin gegenüber Blick zum Entscheid. Schliesslich gebe es mittlerweile nur noch wenige Länder, die überhaupt ein Impfzertifikat verlangen.
Kein Zugang für Auswärtige
Den Gratis-Booster gibt es aber nur für jene, die auch im Kanton wohnen, kontrolliert wird via Versicherungskarte. «Personen aus anderen Kantonen erhalten in den kantonalen Impfzentren des Kantons Solothurn keine zweite reisebedingte Boosterimpfung», hält man fest. Und schiebt hinterher: «Auch nicht gegen Bezahlung.»
Ganz einfach macht es der Kanton Solothurn der eigenen Bevölkerung nicht. Wer den vierten Piks will, muss sich zwingend vorher noch vom Impfarzt beraten lassen und eine Einverständniserklärung unterzeichnen.
60 Franken im Baselbiet und in Luzern
Anderswo muss man für den zweiten Booster durchaus ins Portemonnaie greifen. Im Kanton Luzern ist der vierte Piks ab Freitag erhältlich. Er wird 60 Franken kosten, wie der Kanton mitteilt. Weil der Bund die Ausfallhaftung nicht übernimmt, ist auch hier ein Arztgespräch und eine Einverständnisempfehlung nötig. Der Arzt oder die Ärztin können die Impfung auch verweigern, «sofern das medizinisch begründet ist», warnt der Kanton.
60 Franken wird Piks Nummer vier voraussichtlich auch in Baselland kosten. Noch ist es aber nicht soweit. Im Moment ist der Halbkanton dabei, das Selbstzahlersystem technisch auf die Beine zu stellen.
Vielerorts noch kein Entscheid
Solothurn, das Baselbiet und Luzern sind damit deutlich weiter als andere. Bern, Zürich, Wallis, Basel-Stadt, die Waadt oder Aargau: Überall heisst es, dass entsprechende Abklärungen noch laufen würden. Wenn die Kantone nicht selbst in die Bresche springen, dürften sich die Kosten aber auch dort um die 60 Franken bewegen.
Offiziell macht das BAG keine Preisvorgaben. Dem Vernehmen nach hat er den Kantonen aber durchaus Empfehlungen abgegeben. 26 Franken kostet die Impfdosis selbst, der Rest wird auf Arzt oder Ärztin und Impfstelle aufgeteilt.
Kantone wollten kein Selbstzahlersystem
Der Grossteil der Kantone hätte es lieber gesehen, wenn der Bund auch den zweiten Booster berappt hätte. Ihr Protest in der Konsultation war aber ungehört verhallt. Die Kantone hatten ins Feld geführt, dass es durchaus möglich ist, dass Impfkommission und BAG je nach Corona-Entwicklung doch noch einen zweiten Booster empfehlen. In der Zwischenzeit den Aufwand auf sich zu nehmen, ein eigenes Selbstzahlersystem auf die Beine zu stellen, sei «in keiner Weise zu rechtfertigen», hielt etwa der Kanton Zürich fest.
Empfohlen wird die vierte Impfung momentan nur für besonders immungeschwächte Personen. Ob sich das noch ändert, ist unklar. Impfchef Christoph Berger (60) hatte aber durchblicken lassen, dass zumindest eine Empfehlung für ältere Personen auf den Herbst hin durchaus kommen könnte.