In vielen Ländern wird längst wieder geboostert – in der Schweiz warten die Behörden trotz Corona-Sommerwelle weiterhin mit der zweiten Auffrischungsimpfung ab. Jedenfalls, was die vierte Covid-Impfung für die breite Bevölkerung betrifft. Wer unter 80 Jahre alt ist, kann voraussichtlich erst im Herbst den Impfschutz erneuern. Das haben das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und die Eidgenössische Impfkommission (Ekif) heute bekannt gegeben.
Blick liefert die wichtigsten Fragen und Antworten zum vierten Piks.
Wem wird der zweite Booster aktuell empfohlen?
BAG und Impfkommission raten Seniorinnen und Senioren über 80 Jahren ab sofort zu einer vierten Impfdosis. Schon seit längerem gilt die Empfehlung für einen zweiten Booster zudem für immunsupprimierte Menschen.
Wie kommen über 80-Jährige nun zur vierten Impfung?
Die Kantone geben laut Rudolf Hauri (61), Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte, Gas, um möglichst rasch mit den Auffrischimpfungen loslegen zu können. Ab wann und wo geimpft wird, ist – natürlich – von Kanton zu Kanton unterschiedlich. Teilweise sollen wieder mobile Impfteams zum Einsatz kommen, die zu den Senioren in Alters- und Pflegeheimen gehen. «Wir setzen alle Hebel in Bewegung, um diese Bevölkerungsgruppe möglichst gut zu erreichen und zu schützen», sagt Hauri.
Was ist mit dem Rest der Bevölkerung?
Aktuell rechnen die Behörden damit, dass die Impfempfehlung für den zweiten Booster im Herbst auf die gesamte erwachsene Bevölkerung ausgeweitet wird. Wohl im vierten Quartal dieses Jahres, sagte Christoph Berger (60), Präsident der Impfkommission. Eine genauere Zeitangabe kann und wollen Bund und Experten derzeit nicht machen.
Doch wer will, kann sich auch jetzt schon ein viertes Mal impfen lassen – allerdings auf eigene Kosten. Im Normalfall kostet die Auffrischimpfung 60 Franken. Eine Ausnahme ist der Kanton Solothurn, wo der zweite Booster schon jetzt für alle kostenlos ist.
Welchen Personengruppen wird eine vierte Impfung voraussichtlich besonders empfohlen?
Laut Berger gibt es drei Abstufungen bei der geplanten Impfempfehlung für die breite Bevölkerung im kommenden Herbst. Prioritär werde man die Impfung dann besonders gefährdeten Menschen empfehlen – also Seniorinnen und Senioren über 65, Menschen mit Vorerkrankungen und Schwangeren. Zweite Priorität hätten Personen, die im Gesundheitswesen arbeiten oder beruflich oder privat mit besonders gefährdeten Menschen zu tun haben. Auf der dritten Stufe folgt dann die restliche Bevölkerung. Für den Fall, dass der Ansturm auf den zweiten Booster gross ist und zu Beginn nicht genügend Impfstoff vorhanden sein sollte, ist laut den Behörden vorstellbar, dass nach diesen Kategorien priorisiert wird. Der skizzierte Plan gilt nur für den Fall, dass keine neue, gefährliche Virusvariante auftaucht. In diesem Fall müsste man nochmals über die Bücher.
Soll man auch seine Kinder boostern lassen?
Nein, Stand jetzt wird unter 16-Jährigen der Booster nicht empfohlen. Schwere Verläufe, gegen die die Auffrischungsimpfung schützt, sind laut Christoph Berger bei Kindern sehr selten.
Mit welchen Nebenwirkungen ist zu rechnen?
In zahlreichen Ländern wird bereits ein zweites Mal geboostert. Die Erfahrungen zeigten, dass die Nebenwirkungen gleich seien wie beim ersten Booster. Es können zum Beispiel Schmerzen oder Schwellungen an der Injektionsstelle, Kopfschmerzen, Ermüdung oder Fieber auftreten.
Ist der Impfstoff derselbe wie beim ersten Booster?
Aktuell ja. Die Entwicklung angepasster Impfstoffe, die besser gegen Omikron schützen, laufen bei den Pharmaunternehmen aber auf Hochtouren. Am weitesten ist in der Schweiz Moderna: Die Firma hat vor kurzem für ihren angepassten Covid-Impfstoff ein Gesuch um Zulassungserweiterung beim Heilmittelinstitut Swissmedic eingereicht. Dieses wird nun im rollenden Verfahren geprüft. Es ist also möglich, dass im Herbst ein neuer, für die aktuelle Variante wirksamerer Impfstoff zur Verfügung steht. Von daher kann es sich auch lohnen, noch ein paar Monate mit dem zweiten Booster zu warten.
Was, wenn ich eine Auffrischungsimpfung für die Ferien brauche?
Für die Einreise in einige Länder ist ein Impfnachweis, der nicht älter als 270 Tage ist, notwendig. Man kommt also um einen zweiten Booster unter Umständen nicht herum, wenn man reisen will. Diesen kriegt man auch – allerdings, wie oben erwähnt, muss man dafür in den allermeisten Kantonen selbst in die Tasche greifen. Auf den Websites des Wohnkantons findet man Informationen zu den Impforten.
Ist es wichtig, dass ich den gleichen Impfstoff erhalte wie beim ersten Booster?
Nein. Wer erst den Moderna-Impfstoff bekam, kann den zweiten Booster auch von Pfizer erhalten – und umgekehrt. Das ist laut Christoph Berger nicht wichtig.