Dem Schweizer Gesundheitswesen geht es nicht gut. Personalmangel, fehlende Effizienz bei gleichzeitig wirtschaftlichem Druck und zu viel unnötige Behandlungen machen ihm zu schaffen. Rezepte gibt es genug. Blick sagt, was nun passieren muss.
Mehr Personal, aber subito!
Die Bevölkerung hat vor einem Jahr der Pflege-Initiative zugestimmt. Nun muss wirklich etwas gegen den Personalmangel getan werden. In der Pflicht stehen die Kantone, denn das Bundesparlament hat schon einen ersten Schritt gemacht und ein Ausbildungspaket von 500 Millionen Franken geschnürt, mit dem ausbildende Spitäler und Heime, Fachhochschulen und Pflegenachwuchs in der Ausbildung unterstützt werden sollen.
Das Geld fliesst aber nur, wenn auch die Kantone so viel aufwerfen. Und hier hapert es noch. Gemäss dem Berufsverband der Pflegeleute haben erst Bern, Tessin und Wallis die Voraussetzungen geschaffen, um die Ausbildungsoffensive umzusetzen. Da solche Ausbildungen ihre Zeit brauchen, sind wohl Sofortmassnahmen nötig, damit die Pflegenden im Beruf verbleiben – denkbar sind etwa höhere Zulagen für Nacht- und Sonntagsarbeit.
Mehr Steuerung
Manche Spitäler sind überfüllt, andere warten auf Patienten. Wo Städte sich vor Medizinern kaum retten können, sucht so manches Walliser oder Bündner Seitental händeringend nach einem Hausarzt. Und während hier wochenlang auf einen Ops-Termin gewartet wird, werden dort immer noch überflüssige Eingriffe gemacht. Das zeigt: Der Schweiz fehlt es an Steuerung im Gesundheitswesen. Das liegt unter anderem an den föderalistischen Strukturen. Doch solchen Kantönligeist können wir uns eigentlich nicht mehr leisten. Soll das Gesundheitswesen für jeden zugänglich, von hoher Qualität und bezahlbar bleiben, braucht es Absprachen und gemeinsame Planungen. Nicht nur regional, sondern auch fachübergreifend, Stichwort Managed Care. Die integrierte Versorgung durch Hausarzt oder Gruppenpraxen – unterstützt durch smarte digitale Tools –, das ist die Zukunft.
Endlich neue Tarife!
Seit Jahren streiten sich Ärzte, Kassen und Bund um den Tarif, nach dem Ärzte medizinische Leistungen abrechnen. Der aktuelle, Tarmed, ist überaltert: Manche Leistungen werden wegen der technologischen Entwicklung zu hoch vergütet, andere gibt es gar nicht richtig. Gefragt ist hier Gesundheitsminister Alain Berset (50): Er muss den Tarif genehmigen, tut das aber nicht, weil er ihm zu teuer ist. Doch Berset kann, wie es auch der Basler Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger (47) fordert, Auflagen machen, bis die Streitpunkte geklärt sind.
Finanzierung vereinfachen
Eine ambulante Behandlung ist günstiger als eine stationäre – und dank des technologischen Fortschritts ist das immer öfter möglich. Deshalb will auch die Politik, dass mehr ambulant behandelt wird. Nur: Weil ambulante Leistungen zu 100 Prozent von den Krankenkassen bezahlt werden, würde das zu Prämienerhöhungen führen.
Die Idee, die es ebenfalls schon seit Jahren gibt: Wie bei den stationären Behandlungen sollen sich Kassen und Kantone die Kosten teilen. Das würde das Prämienwachstum dämpfen, weil ein grösserer Anteil über die Steuern finanziert würde. Das ist zwar auch das Geld der Bürger, aber Steuern sind in der Regel sozialer als die Kopfprämien bei den Krankenkassen, die für jeden gleich hoch sind.
Am Zug ist hier das Parlament: National- und Ständerat können sich nicht über Details einigen. Zudem fürchtet die Linke, dass der Spareffekt überschätzt wird. Andererseits: Es ist wirklich nicht nachvollziehbar, warum ein Leistenbruch-Eingriff ambulant 3000 und stationär über 4000 Franken kostet.