Der Kanton Neuenburg ergreift dringliche Massnahmen zur Stützung seines Gesundheitswesens. Der Neuenburger Staatsrat hat einen Erlass verabschiedet, der vorsieht, dass der Staat notfalls Personal zum Dienst verpflichten kann.
Wie der Neuenburger Gesundheitsdirektor Laurent Kurth am Freitag in Neuenburg vor den Medien bekanntgab, ermöglicht der Erlass auch, zusätzliche Gelder einzusetzen. Zudem kann der Staat Material und Räumlichkeiten beschlagnahmen. Möglich wird auch, administrative Arbeiten aufzuschieben, um Kapazitäten freizumachen.
Die Behörden arbeiteten daran, zusätzliche Aufnahmekapazitäten bereitzustellen, sagte Kurth. Dies insbesondere für den Asylbereich. Allenfalls brauche es während der Feiertage zusätzliche Einsätze von Bereitschaftsärzten sowie von unabhängigen Ärztinnen und Ärzten.
Neuenburg ist, wie andere Kantone auch, von vielen Covid-19-, Grippe- und RS-Viren-Erkrankungen betroffen.
Mehr Patienten, weniger Personal
Vor den Medien sagte Claire Charmet, Direktorin des Standorts La Chaux-de-Fonds im Neuenburger Spitalnetz RHNe, das Netz nehme derzeit 50 bis 70 Personen pro Tag auf. Normalerweise seien es 40. Dies bei Personalmangel.
Fabienne Wyss Kubler von der Neuenburgischen Vereinigung der Alters- und Pflegeheime sagte, die Pflegeheime befänden sich in einer «kritischen Situation». In Pflegeheimen fehle es an Betten. Zahlreiche Patienten warteten darauf, von einem Spital in Pflegeheime wechseln zu können.
Betten habe man abgebaut wegen der Politik, die Leute so lange wie möglich zu Hause zu lassen. Patienten in andere Kantone zu bringen, sei wegen der angespannten Situation in diesen Kantonen nicht möglich.
Der Kanton Neuenburg weist eine überdurchschnittlich alte Bevölkerung auf; 5,7 Prozent der Einwohner sind über 80 Jahre alt. Gesamtschweizerisch erreichen 5,1 Prozent der Bevölkerung dieses Alter. (SDA)