Auf einen Blick
- Axpo-Chefgehälter sorgen für Ärger bei Politikern in Aargau und Zürich
- Regierungsrat wirft Axpo-Chefs fehlende Sensibilität gegenüber Politik und Bevölkerung vor
- Kantonsregierung will Verwaltungsrat entmachten
Aargauer und Zürcher Politiker von links bis rechts nerven sich gerade über die Axpo. Stein des Anstosses sind die diesjährigen Vergütungen für die Führungsriege des grössten Schweizer Energiekonzerns. Die sechsköpfige Konzernleitung streicht insgesamt 8,6 Millionen Franken ein – ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr von 80 Prozent, wie Blick publik machte. Die Bezüge von CEO Christoph Brand (55) steigen von 1,1 auf 1,8 Millionen Franken.
Die Axpo gehört ganz der öffentlichen Hand. Die zwei Hauptaktionäre sind die Kantone Aargau und Zürich. Dort regt sich Widerstand gegen die Chefgehälter des staatseigenen Konzerns. So will der Aargauer Regierungsrat die stark gestiegenen Managerlöhne eindämmen – und den Verwaltungsrat entmachten: Künftig soll nämlich nicht mehr der Verwaltungsrat, sondern die Generalversammlung über die Vergütungen der Chefs entscheiden. Die Kantonsregierung beantragt deshalb der Axpo-GV vom 17. Januar, die Statuten entsprechend anzupassen, teilte die Staatskanzlei am Freitag mit.
Denkzettel für bald abtretenden VR-Präsident
Die «erste Massnahme» des Regierungsrats ist ein Denkzettel in Richtung VR-Präsident Thomas Sieber (61). Für ihn ist es die letzte Versammlung, an der er sich wiederwählen lassen will. 2026 wird Sieber seinen Posten räumen – nach zehn Jahren im Amt. Der Regierungsrat will noch weitere Massnahmen gegen die Lohnpolitik der Axpo prüfen.
In ihrem Beschluss wirft die Aargauer Kantonsregierung den Axpo-Chefs eine «fehlende Sensibilität gegenüber Politik, Wirtschaft und Bevölkerung» vor. Man habe «wenig Verständnis» dafür, dass «rekordhohe Boni» ausbezahlt würden.
SVP-Politiker spricht von «Abzocke»
Bereits vor einigen Tagen hat der Aargauer Energiedirektor Stephan Attiger (57) seine Missbilligung kundgetan. Gegenüber der «Aargauer Zeitung» zeigte er sich «negativ überrascht». Die Löhne seien «in dieser Höhe nicht vertretbar», so der FDP-Regierungsrat. Das Kantonsparlament reagierte mit einem Vorstoss, der die Vergütungen bei 1 Million Franken deckeln will. Alle Fraktionen haben die Motion unterschrieben.
Noch harschere Kritik hagelte es aus Zürich. Tobias Weidmann, SVP-Fraktionschef im Zürcher Kantonsrat, sprach gegenüber dem «Tages-Anzeiger» von «Abzocke». SP-Kantonsrat Nicola Siegrist von «exorbitanten Lohnerhöhungen». Und Thomas Forrer, Chef der Grünen-Fraktion, von «Wahnsinnsboni». Die Kantonsparteien SVP und SP wollen nun im Parlament Vorstösse lancieren.