Sogar Bürgerliche sprechen von «Abzocke» – Politik will handeln
Axpo gerät wegen «Wahnsinnsboni» für Chefetage unter Beschuss

Die Axpo-Konzernleitung streicht insgesamt 8,6 Millionen Franken ein. 1,8 Millionen gehen aufs Konto des CEO Christoph Brand. In Zürich und dem Aargau regt sich deswegen politischer Widerstand. Im Raum steht die Deckelung der Löhne.
Publiziert: 19.12.2024 um 16:19 Uhr
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Aktualisiert: 19.12.2024 um 22:21 Uhr
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Axpo-CEO Christoph Brand erhält dieses Jahr einen Lohn von 1,8 Millionen Franken.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Axpo-Führung erhält höhere Vergütungen trotz geringerem Gewinn als im Vorjahr
  • CEO Christoph Brand bekommt 1,8 Millionen Franken, 60 Prozent mehr als 2023
  • Politischer Widerstand in Zürich und Aargau gegen hohe Axpo-Chefgehälter
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Michael HotzRedaktor Wirtschaft

Seit Beginn der europäischen Energiekrise floriert der Stromhandel. Davon profitiert unter anderem die Axpo, der grösste Energiekonzern der Schweiz. Im Geschäftsjahr 2023/24 resultierte ein Gewinn von 1,5 Milliarden Franken – ein Wert klar über dem Vorkrisenniveau. Dennoch ist das Plus deutlich tiefer ausgefallen als im Vorjahr. Damals fuhr das Unternehmen unter dem Strich 3,4 Milliarden Franken ein.

Dennoch sind in diesem Jahr die Vergütungen für die Axpo-Führung deutlich gewachsen. Die sechsköpfige Konzernleitung streicht insgesamt 8,6 Millionen Franken ein – ein Anstieg von über 80 Prozent, wie Blick aufgedeckt hat. Letztes Jahr waren es noch 4,7 Millionen Franken. Auch CEO Christoph Brand (55) bekommt einen beachtlich besseren Lohn. Seine Bezüge klettern von 1,1 auf 1,8 Millionen Franken. Das sind gut 60 Prozent mehr.

Axpo-CEO bekommt 600'000 Franken Boni

Angestiegen sind die Vergütungen wegen der Boni. Die Chefetage erhält 3,4 Millionen Franken an variablen Gehältern. Brand alleine kommt auf einen Bonus von gut 600'000 Franken. 

Für das Geschäftsjahr 2022/23 durfte der Energiekonzern mit Sitz in Baden AG ihrer Führungsriege keine Boni auszahlen. Der Bund hatte dies dem Betrieb in Staatsbesitz untersagt – als Bedingung für den Rettungsschirm über 4 Milliarden Franken im Krisenjahr 2022. Die Axpo hat auf das Staatsgeld aber nie zurückgreifen müssen

Zürich und Aargau wollen Löhne deckeln

In den beiden Kantonen Zürich und Aargau, den zwei Axpo-Hauptaktionären, regt sich nun politischer Widerstand gegen die hohen Vergütungen. Der Aargauer Energiedirektor Stephan Attiger (57) zeigte sich «negativ überrascht», wie die «Aargauer Zeitung» berichtete. Und weiter: Die Löhne seien «in dieser Höhe nicht vertretbar», so der FDP-Regierungsrat. Das Kantonsparlament reagierte mit einem Vorstoss, der die Vergütungen bei 1 Million Franken deckeln will. Alle Fraktionen haben die Motion unterschrieben.

Aus Zürich sind noch harschere Töne zu vernehmen: «Abzocke» nannte Tobias Weidmann, SVP-Fraktionschef im Zürcher Kantonsrat, die Axpo-Chefgehälter gegenüber dem «Tages-Anzeiger». SP-Kantonsrat Nicola Siegrist sprach von «exorbitanten Lohnerhöhungen». Und Thomas Forrer, Chef der Grünen-Fraktion, von «Wahnsinnsboni», die «für die arbeitende Bevölkerung nicht nachvollziehbar sind». SVP und SP wollen Vorstösse lancieren. Weidmann schwebt eine Deckelung bei 350'000 Franken vor, der Lohnhöhe eines Zürcher Regierungsratsmitglieds.

So rechtfertigt sich die Axpo

In ihrer Stellungnahme verteidigt die Axpo die Boni mit dem Hinweis auf das «zweitbeste Ergebnis der Firmengeschichte» im Geschäftsjahr 2023/24. In der Eignerstrategie sei explizit festgehalten, dass die Axpo markt- und gewinnorientiert geführt werde. «Bei Axpo haben alle Mitarbeitenden eine leistungsabhängige Erfolgskomponente und partizipieren am Geschäftserfolg», so ein Sprecher gegenüber dem «Tagi».

Weiter verweist der Energiekonzern auf die europäische Konkurrenz und Schweizer Industriebetriebe, wo die Gehälter deutlich höher seien. Zudem läge der durchschnittliche Jahreslohn von CEO Brand seit seinem Antritt 2020 nur 9 Prozent über jenem seines Vorgängers Andrew Walo (55).

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