Weihnachtszeit ist Spendenzeit! Das gilt auch für den als Bundespräsidenten abtretenden Ignazio Cassis (61). Von Amtes wegen darf der Tessiner aus dem Präsidialfonds bis zu 5000 Franken «zur Unterstützung Not leidender Personen oder wohltätiger Organisationen» spenden. Ganz nach eigenem Gutdünken.
Der FDP-Magistrat hat den Batzen schon im Frühjahr der Glückskette gespendet – zugunsten der ukrainischen Bevölkerung. Fast 130 Millionen Franken sind bei der Glückskette bisher zusammengekommen. Da sind die 5000 Franken zwar ein vergleichsweise kleiner Beitrag, dafür mit grosser symbolischer Wirkung.
«Schrecklicher Krieg»
«Der schreckliche Krieg in der Ukraine hat mich und mein Präsidialjahr geprägt», erklärt Cassis gegenüber Blick. «Als Millionen Ukrainerinnen und Ukrainern aus ihrer Heimat fliehen mussten, war es mir ein Anliegen, ein Zeichen zu setzen.» Am nationalen Solidaritätstag zugunsten der ukrainischen Bevölkerung habe er «die unglaubliche Solidarität» der Schweizerinnen und Schweizer miterlebt, erinnert sich der Tessiner. «Es war herzerwärmend zu sehen, wie solidarisch wir mit der Ukraine waren: an diesem Tag wurden mehr als 50 Millionen Franken gesammelt – so viel wie noch nie zuvor!»
Gleichzeitig hätten viele Schweizer Haushalte Flüchtlinge aus der Ukraine bei sich aufgenommen. «Ich bin stolz darauf, Präsident eines Landes zu sein, das sich so solidarisch zeigt», so Cassis. «In der ukrainischen Hauptstadt Kiew konnte ich dann mit eigenen Augen sehen, wie sehr die ukrainische Bevölkerung auf unsere Unterstützung angewiesen ist.»
Der Aussenminister spielt damit auf seine Kiew-Reise vom Oktober an, bei der auch mit dem ukrainischen Präsident Wolodimir Selenski (44) zusammentraf. Zuvor hatte Cassis in der Region Kiew die Siedlungen Iwankiw und Borodjanka besucht. Dabei zeigte er sich «entsetzt über den Aggressionskrieg gegen die zivile Infrastruktur und berührt von der Widerstandfähigkeit der Ukrainer».
Für Jugendliche, Frauenhäuser oder Bergbevölkerung
Die sogenannte Präsidialspende hat eine lange Tradition. Die jeweiligen Bundespräsidenten lassen es sich nicht nehmen, den Zustupf an ihnen wichtige Institutionen zu verteilen.
SVP-Bundesrat Guy Parmelin (63) berücksichtigte letztes Jahr gleich sechs Hilfswerke in verschiedenen Sprachregionen der Schweiz, wobei der Hauptteil der Präsidialspende Jugendlichen in Schwierigkeiten zugute kam. Bundesrätin Simonetta Sommaruga (62) liess den Weihnachtsbatzen 2020 Frauenhäusern zukommen. Denn während des Studiums in Freiburg arbeitete sie selbst in einem Frauenhaus.
Die Präsidialspende von Finanzminister Ueli Maurer (72) kam zuvor der Schweizer Berghilfe zugute. SP-Magistrat Alain Berset (50), der nächstes Jahr wieder als Bundespräsident fingiert, berücksichtige in seinem ersten Präsidialjahr 2018 gleich drei soziale und kulturelle Institutionen in seinem Heimatkanton Freiburg.