Auf welchem Foto sehe ich am besten aus? Welches Plakat spricht meine Wählerinnen an? Welcher Slogan sorgt für mehr Stimmen? – Solche Fragen stellen sich derzeit Kandidatinnen und Kandidaten für National- und Ständerat. Denn schon bald wird das Land wieder mit Wahlplakaten zugepflastert und die Briefkästen werden mit Wahlmaterialien überschwemmt.
Bei den Wahlen am 22. Oktober gilt es ernst – und da kann das richtige Bild mit dem sympathischeren Lächeln oder dem überzeugenderen Wahlspruch für die entscheidenden Stimmen sorgen.
Twitter-Community als Testpublikum
Fragte man früher Familie, Freunde, Politberaterinnen und Stilexperten um Rat, wird heute auch die Social-Media-Community zum Testpublikum. Zusätzlich zu den bisherigen Beratungsinstanzen.
So bittet beispielsweise die Zürcher Grünen-Nationalrätin Meret Schneider (30) «nach einer nasskalten Wanderung» ihre fast 9000 Follower auf Twitter um konstruktives Feedback zu Bild und Slogan.
Auch der Zürcher FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt (29) will von seinen 9500 Twitter-Followern wissen, was sie von seinen Plakatentwürfen halten, bevor diese in Druck gehen.
Bestärkung, Kritik, Beschimpfungen
Bei beiden bleiben die Reaktionen nicht aus. Darunter findet sich viel ernstgemeinte Kritik – positiv wie negativ. «Blockade gefällt mir nicht so», meint eine Followerin an Schneiders Adresse. Sie würde der Slogan «Brücken bauen statt Mauern» mehr ansprechen. «Bin mir unsicher bei der Farbwahl der Kleider, ob das wirklich Ihre Farben sind», kommentiert eine andere.
«Die rechte Seite ist grafisch verunglückt, mit dem Schriftzug über dem Hals. Ich würde den Namen verschieben», bekommt derweil Silberschmidt als Tipp mit auf den Weg.
Daneben finden sich aber auch viele Kommentare zu den politischen Inhalten der beiden Politiker. Mit ihren Tweets rufen sie auch ihre Gegnerschaft auf den Plan. «Es fehlt ein Slogan: ‹Länger arbeiten mit Andri›», spielt einer auf die Renten-Initiative der Jungfreisinnigen an. «Niemals Grün wählen, das ist die Devise!», schimpft einer bei Schneider.
Und dann gibt es noch einiges an Twitter-Kommentaren deutlich unter der Gürteillinie. Da hilft auch nicht, dass Schneider präventiv warnt, dass sie gewisse Feedbacks als «nicht so richtig konstruktiv» einschätzen würde.
Einfluss auf Details
Schneider wie auch Siberschmidt fokussieren denn auch auf jene Rückmeldungen, die sich mit dem eigentlichen Thema befassen. Und diese wollen sie auch in ihre definitive Sujet- und Sloganwahl einfliessen lassen, sofern dies möglich ist.
«Ich habe enorm viel Feedback erhalten und werde die Plakate nun noch überarbeiten», sagt Silberschmidt. Dabei gehe es mehr um Details, als um grosse Änderungen.
So auch bei Schneider. «Die Farbe des T-Shirts auf den Bildern lässt sich nicht mehr ändern», meint die Grüne lachend. Froh ist sie trotzdem um die Rückmeldungen. «Stand jetzt bestärkt es mich darin, das Ganze so zu belassen, wie es ist.»