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Seit Wladimir Putin gegen die Ukraine Krieg führt, hat Russland hierzulande nicht mehr viele Freunde. Der Baselbieter Wilhelm Wyss (24) will das ändern. Im letzten November hat der Aktivist den Verein Russisch-Schweizerischer Freundschaft (VRSF) gegründet, in dem er seither als Generalsekretär und Pressesprecher agiert.
Infoabende um Unwahrheiten richtigzustellen
Man setze sich in erster Linie für die Verbesserung der Beziehungen zwischen der Schweiz und Russland ein, wolle die Kooperation von Unternehmen aus beiden Ländern fördern und ein positives Bild von Russland in der Schweiz vermitteln, teilt Wyss auf Anfrage mit. «Ausserdem wollen wir die Unwahrheiten, die über die aktuelle Situation in Russland und der Ukraine verbreitet werden, aufdecken und richtigstellen.»
Wie das geschehen soll, steht in den Vereinsstatuten, die Blick vorliegen. Erwähnt werden darin etwa die Schaffung einer Internetplattform oder die Durchführung von Vorträgen, Infoabenden und Standaktionen, bei denen laut Wyss auch russisches Essen serviert und russische Musik dargeboten werden sollen.
Rimoldi und Freysinger machen mit
Prominentestes Mitglied des VRSF ist der ehemalige Walliser Staatsrat Oskar Freysinger (63). Gründer Wilhelm Wyss habe ihn angerufen und gefragt, ob er mitmachen wolle, sagt der alt SVP-Nationalrat zu Blick. Weil die Richtung stimme, habe er zugesagt.
Freysinger, der sich seit seinem Rückzug aus der Politik dem Bücherschreiben widmet und unlängst auf dem Sender TV Oberwallis seine Karriere als Liedermacher «Der Frei Singer» lanciert hat, glaubt, dass sich der Westen in der Ukraine auf dem Holzweg befindet. Mit den Sanktionen gegen Russland schiesse man sich ins eigene Bein. «Eines Tages werden wir mit den Russen wieder auskommen müssen», so Freysinger.
Andere Mitglieder des Vereins sind Mass-Voll-Präsident Nicolas A. Rimoldi (29), ein Vertreter der SVP Reinach und zwei Frauen des umstrittenen Vereins Russkij Basel. Letzterer organisierte bis im Herbst 2022 einen Russischunterricht für Primarschüler. Nachdem ein Russkij-Mitglied am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest mit dem Kriegssymbol Z aufgetreten war, beendete die Erziehungsdirektion die Zusammenarbeit.
Bedingungslose Russlandtreue
Wilhelm Wyss, der selbst noch nie in Russland war, ist Putin-Versteher und stolz darauf. Am Fenstersims seines Wohnhauses hängen Fahnen der Sowjetunion, auf der Plattform X (vormals Twitter) verbreitet er immer wieder Russen-Propaganda. Als der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski Mitte Januar die Schweiz besuchte, kommentierte Wyss: «Es ist eine wahre Schande, dass unser Bundesrat den korrupten Kriegstreiber Selenski freundlich empfängt, anstelle sich auf die Seite der russischen Befreier zu stellen, die täglich ihr Leben für den Frieden in Europa hingeben.»
Die bedingungslose Russland-Treue hat Wyss in der jüngeren Vergangenheit viel Ärger eingebracht. Weil seiner Partei, der SVP Baselland, die Putin-Propaganda nicht passte, trat Wyss schon im Oktober 2022 aus.
Neuer Ärger droht auch wegen des Vereinslogos, in dem ein offiziell anmutendes Schweizerwappen abgebildet ist. Gemäss dem Eidgenössischen Institut für Geistiges Eigentum ist das streng verboten: «Schweizerwappen dürfen nur von dem Gemeinwesen, zu dem sie gehören, gebraucht werden. Für Private ist der Gebrauch des Wappens nicht gestattet. »