Nach hauchdünnem Ja zur AHV-Reform
Jetzt will Bertschy die Pensionskassen-Reform retten

Die AHV-Reform kommt nur knapp durch. Umso mehr steht nun die Pensionskassen-Reform vor dem Absturz. Das will GLP-Nationalrätin Kathrin Bertschy verhindern.
Publiziert: 26.09.2022 um 00:09 Uhr
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Das AHV-Paket kommt knapp durch.
Foto: keystone-sda.ch
Ruedi Studer

Das Resultat ist hauchdünn: 50,6 Prozent sagen Ja zur AHV-Reform. 32'316 Stimmen machten den Unterschied, der das Rentenalter 65 für Frauen besiegelt. Klar ist auch: Die Frauen selbst haben die Reform deutlich abgelehnt.

Nicht ohne Grund, denn mit dem Ja schultern sie eine mächtige Last. In den nächsten zehn Jahren entlasten die Frauen die AHV-Kasse um rund 7 Milliarden Franken. Kommt hinzu: An der massiven Rentenlücke zwischen den Geschlechtern ändert sich mit der AHV-Reform nichts. Über alle drei Säulen gesehen erhalten die Frauen nämlich fast 35 Prozent weniger Rente als Männer, im Schnitt 18'924 Franken.

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Rentenlücke verkleinern

Am stärksten schlagen die Unterschiede bei der beruflichen Vorsorge (BVG) zu Buche. Umso lauter werden nun die Forderungen von links bis rechts, dass es bei der im Parlament hängigen BVG-Reform nun rasch Verbesserungen für die Frauen geben muss.

«Wir müssen diese Gelegenheit nutzen, um die Rentenlücke zwischen den Geschlechtern massiv zu verkleinern», sagt GLP-Nationalrätin Kathrin Bertschy (43, BE) zu Blick. Die Co-Präsidentin der Frauenorganisation Alliance F weiss auch, wo angesetzt werden muss: «Der fixe Koordinationsabzug muss weg und deutlich reduziert werden, dann steigt die versicherte Lohnsumme und damit auch die Rente.» Das komme Teilzeitangestellten, aber auch allen Mehrfachbeschäftigten und Wenigverdienenden zugute – und damit besonders Frauen.

Ein entsprechender Vorschlag liegt derzeit in der ständerätlichen Sozialkommission auf dem Tisch. Der Koordinationsabzug soll auf 15 Prozent des Lohns beschränkt werden. Damit würden auf 85 Prozent des Lohns Beiträge fliessen – auch vonseiten der Arbeitgebenden. «Mit einem solchen linearen Koordinationsabzug werden auch die Renten aufgebessert», so Bertschy.

Der Vorschlag hat im Parlament zwar gute Chancen, doch der BVG-Reform droht trotzdem der Absturz. Der grosse Streitpunkt sind die Ausgleichsmassnahmen für die Senkung des Umwandlungssatzes von 6,8 auf 6 Prozent. Hier tut sich die Politik schwer, eine mehrheitsfähige Lösung zu finden.

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BVG-Vorlage aufteilen

«Die Situation ist verfahren», sagt Bertschy. «Wir dürfen die Reform aber nicht an die Wand fahren, sonst müssen die Frauen wieder jahrelang auf Verbesserungen warten.» Sie hat deshalb einen einfachen Vorschlag: «Wir müssen die Reform aufteilen.»

Ihre Idee: Zunächst würden die weitgehend unbestrittenen Punkte inklusive Koordinationsabzug geregelt. Die umstrittene Kompensationsfrage hingegen würde in einem separaten Erlass diskutiert. «Damit können wir einen Scherbenhaufen verhindern.»

BVG-Gelder splitten

Bertschy hat aber noch weitere Vorschläge für eine bessere Altersvorsorge für Frauen. So sollen die Pensionskassenbeiträge jeweils zur Hälfte dem Mann und der Frau gutgeschrieben werden. Dies vor allem für den Fall, dass ein Ehepartner mit einem grossen privaten Vorsorgevermögen im BVG vorzeitig stirbt.

«Der überlebende Partner – meist die Frau – hat in diesem Fall keinen Zugriff auf das Pensionskassenvermögen, sondern erhält eine kleinere Witwenrente ausbezahlt», moniert Bertschy. Mit dem Splitting könne man die privaten Vorsorgegelder fairer verteilen. «So dass jener Partner, der mehr Kinder betreut und weniger erwerbstätig war, keine tiefere Rente erhält», so die GLP-Frau. «Das Splitting machen wir aus demselben Grund ja auch in der AHV.»

Besonders wichtig ist ihr aber ein anderer Punkt. «Wir müssen die Erwerbstätigkeit für Frauen erleichtern.» Will heissen: Es brauche bezahlbare Kitas, dafür müssten die Elterntarife sinken. «Damit können Frauen mehr arbeiten und so eine angemessene Altersvorsorge aufbauen.»

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