Pensionierte Kosovaren sind wütend auf die Schweiz
2:31
Keine Rente in der Heimat:Pensionierte Kosovaren sind wütend auf die Schweiz

Ohne Referendum
Schon ab September fliessen wieder AHV-Renten in den Kosovo

Seit fast zehn Jahren erhalten Kosovo-Rückkehrer keine AHV und IV, auch wenn sie eigentlich ein Recht darauf hätten. Nun ist mit der Ungerechtigkeit bald Schluss. Das entsprechende Abkommen ist definitiv unter Dach und Fach.
Publiziert: 11.06.2019 um 16:16 Uhr
|
Aktualisiert: 11.06.2019 um 16:44 Uhr
1/18
Der Kosovare Shaban Qorri (71) aus Reutigen BE freut sich sehr über den Entscheid des Parlaments.
Foto: Peter Mosimann
Lea Hartmann

Die Kosovaren haben jahrelang dafür gekämpft - nun hat das Sozialversicherungsabkommen zwischen der Schweiz und Kosovo die letzte Hürde genommen. Der Ständerat gibt nach und verzichtet darauf, den Vertrag dem fakultativen Referendum zu unterstellen.

Für die Betroffenen sind das gute Nachrichten. So muss keine Referendumsfrist oder gar eine Volksabstimmung abgewartet werden. Erste AHV- und IV-Renten werden schon sehr bald wieder in den Balkanstaat fliessen. «Das Abkommen wird so rasch wie möglich in Kraft gesetzt», teilt das Bundesamt für Sozialversicherungen auf Anfrage von BLICK mit. Voraussichtlich werde das der 1. September sein.

Bund hatte Reissleine gezogen

Seit 2010 erhalten Kosovaren, die in der Schweiz gearbeitet haben und pensioniert werden, keine Rente mehr, wenn sie zurück in ihre Heimat kehren. Weil es bei der IV zu Missbrauch und Betrug gekommen war, hatte die Schweiz ein entsprechendes Abkommen gekündigt. Der Bund hatte die Reissleine gezogen, nachdem Sozialdetektive, die dem Versicherungsbetrug nachgingen, mit dem Tod bedroht worden waren.

Inzwischen hat sich die Situation aus Sicht des Bundes erheblich verbessert, weshalb ein neuer Vertrag aufgegleist worden ist. Nach dem Ständerat hat ihn vergangene Woche auch der Nationalrat durchgewunken. Weil sich die beiden Kammern aber nicht einig waren, ob der Vertrag dem Referendum unterstellt werden soll oder nicht, musste das Geschäft eine Zusatzschlaufe machen und nochmals zurück in den Ständerat. 

«Das könnte sonst falsch verstanden werden»

Dass dieser ursprünglich ein Referendum ermöglichen wollte, hat mit dem grundsätzlichen Willen des Parlaments zu tun, solche Verträge künftig dem fakultativen Referendum zu unterstellen.

Der Fall Kosovo sei aber ein besonderer, begründete CVP-Ständerat Pirmin Bischof nun den Antrag der Kommission, auf die Linie des Nationalrats einzulenken und auf ein Referendum zu verzichten. Weil beim gleichen Abkommen mit Serbien und Montenegro keine Möglichkeit eines Referendums bestand, mache es Sinn, dass es diese Möglichkeit nun auch beim Kosovo nicht gebe. «Das könnte sonst international falsch verstanden werden», sagte Bischof. Der Ständerat stimmte dem ohne Widerspruch zu.

Wer Rente will, muss sie beantragen

Das neue Abkommen betrifft alle Kosovaren, die seit dem 1. April 2010 pensioniert wurden und sich nicht dafür entschieden, sich als Ersatz für eine monatliche Rente die einbezahlten Sozialversicherungsbeträge rückerstatten zu lassen. Automatisch fliesse die Rente ab Herbst aber nicht, sondern müsse individuell beantragt werden, so das Bundesamt für Sozialversicherungen. In den kommenden Wochen werde man auf der Homepage die entsprechenden Informationen aufschalten.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?