Es war der Aufreger im Abstimmungskampf um die 13. AHV-Rente. Keine Geringeren als die alt Bundesräte Adolf Ogi (81, SVP), Doris Leuthard (60) und Johann Schneider-Ammann (72, FDP) haben sich gemeinsam an die Schweizer Rentnerin und Rentner gewandt, um sie zu überzeugen, bei der Initiative zur 13. AHV-Rente ein Nein in die Urne zu werfen. Doch der Schuss ging nach hinten los.
Das Volk sagte am Sonntag deutlich Ja zur 13. AHV-Rente und Ogi und Co. ernteten im Netz oder per Post einen Shitstorm. Schliesslich bekommen die alt Bundesräte nach dem Rücktritt weiterhin die Hälfte ihres Jahresgehalts. Aktuell ergibt das eine Rente von knapp 230'000 Franken.
Kandersteg sagt Ja
Jetzt bereut Ogi die Aktion: «Im Nachhinein kann man sagen: Der adressierte Brief war ein Fehler, tut mir leid!», sagt er zum «Bund». Das habe er aufgrund der zahlreichen negativen Zuschriften bemerkt. «Es geht nicht an, dass man alt Bundesräte derart diffamiert», hatte er schon vor der Abstimmung zu den Zeitungen von CH Media gesagt. Auch sie seien Menschen mit Rechten und Pflichten. Er spüre eine «Verluderung des Respekts».
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Dass der Brief zum Rohrkrepierer wurde, zeigen auch die Ergebnisse in den Gemeinden: In der Gemeinde Kandersteg BE, Ogis Geburtsort, stimmten 51,9 Prozent Ja. Johann Schneider-Ammanns Langenthal BE stimmte mit 53,4 Prozent zu. Nur Doris Leuthard (60, Mitte) konnte ihre Mitbewohnerinnen und Mitbewohner in Merenschwand AG überzeugen – wenn auch knapp mit 51,4 Prozent Nein. Der Kanton Aargau hingegen sagte Ja. Immerhin: In Ogis Wohngemeinde Fraubrunnen hat es für ein knappes Nein gereicht.
Als Grund für das Ja identifiziert Ogi, dass das Volk etwas für sich haben wolle, nachdem Milliarden für Corona-Krise, Ukraine oder Entwicklungshilfe ausgegeben wurden. Jetzt blickt Ogi nach vorne und sagt staatsmännisch: «Das Volk und die Stände haben die 13. AHV-Rente angenommen, und an diesem Entscheid ist nichts auszusetzen.» (bro)