Von einem «rabenschwarzen» Tag sprach Matthias Müller (31) nach Urnenschluss am Sonntag. Und tatsächlich hätte der Tag für den ehrgeizigen Präsidenten der Jungfreisinnigen schwärzer gar nicht sein können. Und schwerer als das Ja zur 13. AHV-Rente dürfte das wuchtige Nein zur Renten-Initiative des Jungfreisinns gewogen haben. Mit 74,7 Prozent der Stimmen wurde die Renten-Initiative abgelehnt.
Damit muss Müller eine der übelsten Abstimmungsklatschen in der Geschichte der Volksinitiativen hinnehmen. Keine einzige Gemeinde im ganzen Land stimmte dafür.
Automatismus und schlechter Zeitpunkt
Ein Grund für die hochkantige Ablehnung sei sicher, dass die Initiative so kurz nach der Erhöhung des Frauenrentenalters an die Urne gekommen sei, sagte Müller gegenüber Blick. Und auch die von der Initiative vorgeschlagene automatische Kopplung des Rentenalters an die Lebenserwartung sei wohl nicht gut angekommen.
Vom Tisch ist das Thema damit aber nicht. In den kommenden Monaten, vielleicht Jahren, wird sich niemand die Finger an einer Erhöhung des Rentenalters verbrennen. Doch mittelfristig führt wohl kein Weg daran vorbei.
Modell Lebensarbeitszeit
Wohin die Diskussion nach einer gewissen Abkühlungsphase führen wird, wurde in der Blick-Elefantenrunde mit den Parteispitzen klar. FDP-Chef Thierry Burkart (48) erinnerte an das Konzept der Lebensarbeitszeit: Danach würde eine gewisse Anzahl Arbeitsjahre festgelegt, wer früher ins Arbeitsleben einsteigt, könnte auch früher in Rente gehen.
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SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer (36) wollte sich dieser Diskussion nicht ganz verschliessen, wendete aber ein, dass der Teufel im Detail liege: Wie würden Teilzeitpensen angerechnet und wie Care-Arbeit, die heute oft Frauen unentgeltlich leisten würden?
Möglicherweise wird ein Bericht des Bundesrats diese Fragen beantworten. National- und Ständerat haben den Bundesrat im vergangenen Jahr beauftragt, das Modell Lebensarbeitszeit zu prüfen. Initiantin des Berichts war die damalige Mitte-Nationalrätin Ruth Humbel (66).