Dieser Schuss ging mächtig nach hinten los. In einem Brief, den Anfang Februar Hunderttausende Seniorinnen und Senioren erhalten haben, warnen mehrere alt Bundesräte vor einer Annahme der Initiative für eine 13. AHV-Rente. Adolf Ogi (81), Doris Leuthard (60) und Johann Schneider-Ammann (72) rufen dazu auf, am 3. März Nein zu stimmen – denn eine 13. AHV-Rente «würde das Leben für alle verteuern – auch für Rentnerinnen und Rentner».
Die Reaktionen folgten prompt, nicht nur in den Kommentarspalten. Über alt SVP-Magistrat Ogi brach ein Shitstorm herein, wie die Zeitungen von CH Media berichten. Er habe einen Stapel Briefe und unzählige Mails erhalten, die durchs Band negativ gewesen seien, viele von ihnen «unter der Gürtellinie». «Shame on you, du bist ein absolutes A.», schrieb jemand Ogi. «Es herrscht keine Freude mehr», meint eine Person und nimmt Bezug auf Ogis berühmten Ausspruch «Freude herrscht». Als alt Bundesrat habe man «den Mund zu halten», so die Meinung vieler. Insbesondere, weil Bundesräte über ihr grosszügiges Ruhegehalt – 234'000 Franken sind es pro Jahr – nicht zu klagen brauchen.
«Verluderung des Respekts»
Ogi zeigt wenig Verständnis für die heftigen Reaktionen. «Es geht nicht an, dass man alt Bundesräte derart diffamiert», sagt er zu CH Media. «Auch sie sind Menschen mit Rechten und Pflichten. Er spüre eine «Verluderung des Respekts». Er verstehe die direkte Demokratie nicht mehr. Dürfe er sich nicht mehr für die Position des Bundesrats starkmachen?
Wie Ogi mit den Reaktionen umgeht? Er schickt sie dem SVP-Sekretariat, das sie nun mit einem von ihm vorformulierten Text beantworten soll. «Ich respektiere Ihre Meinung, teile diese aber nicht», heisst es darin unter anderem.
Der Shitstorm zeigt, wie die Emotionen bei der 13. AHV hochgehen. Und wie grosse Sympathien sie in der Bevölkerung, selbst bei der SVP-Basis, geniesst. Die Gegner des linken Volksbegehrens blicken mit grösster Nervosität auf den Abstimmungssonntag, sie haben die Popularität der Initiative unterschätzt. Der Brief der alt Bundesräte, hinter dem die Nein-Allianz steht, dürfte zusätzlich für Ja-Stimmen sorgen. (lha)