Auf einen Blick
- Die israelische Botschafterin kritisiert Schweizer Politik und Zürcher Stadtrat
- Reshef warnt vor UNRWA-Unterwanderung durch Hamas und Terroristenausbildung
- Zürich spricht 580'000 Franken für humanitäre Hilfe in Gaza
Für einmal legt Ifat Reshef (56) ihre diplomatische Zurückhaltung ab. Die israelische Botschafterin in Bern zeigt ihre Enttäuschung über die Schweizer Politik offen heraus. Enttäuscht ist sie etwa über die Stadt Zürich. 580'000 Franken hat der Zürcher Stadtrat für humanitäre Hilfe im Gazastreifen gesprochen. Davon sollen 380'000 Franken an das umstrittene Palästinenserhilfswerk UNRWA gehen.
Das passt Botschafterin Reshef gar nicht. «Die Stadt Zürich hat gute Absichten, sie will den Menschen helfen», sagt sie im Interview mit der «NZZ». «Das Problem mit der UNRWA ist aber, dass sie in Gaza von der Hamas und dem Palästinensischen Islamischen Jihad unterwandert ist. In den Schulen wird Hass gegen Israel und Juden geschürt und die nächste Generation von Terroristen ausgebildet.» Israel habe wiederholt darauf hingewiesen. Doch die Verantwortlichen würden sich nach wie vor weigern, dagegen vorzugehen.
«Jetzt ist es zu spät, das Vertrauen ist zerstört»
Für Reshef scheint der Fall klar zu sein: Dass der Zürcher Stadtrat Geld für die UNRWA spricht, ist ein Fehler. «Zürich und alle anderen staatlichen Geldgeber sollten sich an die Verantwortung erinnern, die sie gegenüber den Steuerzahlenden haben. Dazu gehört es, sicherzustellen, dass ihr Geld nicht in die Hände von Terroristen gelangt», begründet sie. Es sei ein Irrtum, zu glauben, die UNRWA habe ihre Probleme gelöst. Sie habe zahlreiche Möglichkeiten gehabt, sich um die «seit Jahren bestehenden Missstände» zu kümmern – und habe keine davon wahrgenommen. «Jetzt ist es zu spät, das Vertrauen ist zerstört.»
Aber auch die Juso kriegen im Interview ihr Fett weg. An ihrer Delegiertenversammlung hatte die Jungpartei entschieden, wegen des Gaza-Kriegs die BDS-Bewegung zu unterstützen, eine internationale Kampagne, die unter anderem zum Boykott israelischer Produkte aufruft. Den Entscheid. Der Entscheid hat selbst in der Mutterpartei SP für Kritik gesorgt, wenn auch nur verhalten.
«Das macht mich traurig»
Da wird Israel-Botschafterin Reshef deutlicher: «Den Entscheid der Juso, sich der BDS-Bewegung anzuschliessen, halte ich für einen schwerwiegenden Fehler.» Es sei ein Weg, der jeden konstruktiven Dialog verweigere. Sie könne verstehen, wenn Leute kritisch seien. «Was ich nicht verstehen oder akzeptieren kann, ist Boykott, eine komplette Verweigerung des Gesprächs oder der Zusammenarbeit», sagt Reshef. Sie hoffe sehr, dass die Juso ihre Entscheidung revidierten.
Für Reshef aber sind die Juso keine Ausnahme. Sie stelle grundsätzlich verstärkt eine antisemitische Tendenz in der Schweiz fest. «Diese macht mich traurig, vor allem aber erfüllt sie mich mit Sorge, denn sie widerspricht den Werten der Schweiz als offenes Land, das stolz ist auf seine multikulturelle Geschichte und Gegenwart wie auch auf seine jüdische Gemeinschaft», so Reshef. Und: «Es sollte alle in der Schweiz beunruhigen, dass sich ein Teil der Bevölkerung nicht sicher oder willkommen fühlt.»