In Frankreich macht Staatspräsident Emmanuel Macron (43) Ernst. Bei unserem Nachbarn gilt für das Gesundheitspersonal in Spitälern oder Pflegeheimen künftig eine Corona-Impfpflicht. Das Parlament in Paris hat diesen Plänen in der Nacht auf Montag zugestimmt, wenn auch entschärft. Wer bis Mitte September keine Impfung hat, kann nicht gekündigt werden. Es droht aber eine Aussetzung des Gehalts.
Auch hierzulande steigt der Impfdruck auf das Gesundheitspersonal. Etwa am Kantonsspital Jura. Wer ungeimpft ist und nach dem Kontakt mit Corona-Patienten in Quarantäne muss, erhält ab September in dieser Zeit nur noch 80 Prozent seines Lohns. Damit wolle die Spitalleitung die Impfrate von derzeit 50 Prozent erhöhen, berichtet das Westschweizer Fernsehen RTS.
Der Schweizerische Verband der Krankenpfleger (ASI) ist mit diesem «kontraproduktiven Druck» gar nicht einverstanden. «Wir sind für Impfungen. Aber wir bestehen immer auf Freiwilligkeit», so Pierre-André Wagner, Leiter des ASI-Rechtsdiensts.
Sogar Blocher ist für Testpflicht
Auch Gesundheitsminister Alain Berset (49) möchte das Gesundheitspersonal stärker in die Verantwortung nehmen. Er empfiehlt den Kantonen «dringlich», regelmässige Corona-Tests für nicht geimpftes und nicht genesenes Personal für obligatorisch zu erklären.
Er ist nicht allein damit: Auch SVP-Doyen Christoph Blocher (80), dessen Partei alles andere als impfbegeistert ist, plädiert für schärfere Regeln für das Gesundheitspersonal. «Auf jeden Fall muss der Schutz vorhanden sein – sei es durch Impfen oder Testen oder Immunität», sagt er. «Wichtig ist, dass man in diesem Punkt streng ist. Das ist nicht anders als bei der Grippe – auch dort muss das Pflegepersonal darauf achten, die alten Leute nicht zu gefährden.»
Gesundheitsdirektoren lehnen Testzwang ab
Auch für den Basler Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger (46) ist das Ziel unbestritten: «Im Gesundheitswesen soll ein möglichst guter Ansteckungsschutz bestehen», sagt er zu Blick. Dafür seien Impfungen natürlich am besten geeignet. Ersatzweise seien auch Tests möglich, so der Präsident der kantonalen Konferenz der Gesundheitsdirektoren (GDK).
Einer Testpflicht für Ungeimpfte steht die GDK allerdings zurückhaltend gegenüber. Denn ihr ist klar, dass ein Obligatorium bei vielen Angestellten auf Widerstand stossen dürfte. Daher setzen sie lieber auf Überzeugungsarbeit, «indem wir darauf hinweisen, dass die Nutzen-Risiko-Analyse ganz klar für die Impfung spricht», so Engelberger.
Spitalverband ist offen für Pflicht
Er wünsche sich, dass sich nicht geimpftes und nicht genesenes Gesundheitspersonal regelmässig testen liesse. Damit die Hürde dazu möglichst klein ist, müsse das Personal Zugang zu Routinetestungen haben – auch und besonders in Pflegeheimen, wo ältere und damit besonders gefährdete Menschen betreut werden. Hier möchte Engelberger den Hebel ansetzen: «Wir sehen eine Pflicht des Arbeitgebers, regelmässige Testungen anzubieten.»
Anders der Spitalverband H+: Er würde sich nicht gegen eine Testpflicht sperren. Das aber würde einen höheren Aufwand bedeuten, der über die heutigen Tarife nicht abgegolten wäre, gibt er zu bedenken. Die Finanzierung dieser «zusätzlichen Aufgaben» müsse daher vorgängig geklärt werden. (dba)