Als oberster Impfchef ist Kinderarzt Christoph Berger das Gesicht der Impfkampagne. Die von ihm präsidierte Eidgenössische Kommission für Impffragen (Ekif) empfiehlt, wer wann in welcher Reihenfolge geimpft werden soll. Beim Booster sollten zuerst die Seniorinnen und Senioren gepikst werden – beziehungsweise jene, deren zweite Impfung sechs Monate zurückliegt. So die ursprüngliche Empfehlung.
Doch mit der Omikron-Variante änderte sich das Schema: Seit Dienstag gilt nur noch eine Wartefrist von vier statt sechs Monaten. Zuvor hatte die längere Frist bereits für Diskussionen gesorgt. Hätte man nicht rascher boostern müssen? Eine Frage, die sich Impfchef Berger immer wieder gefallen lassen muss.
Eklat im «Corona-Talk»
Auch am Donnerstag in der Sendung «Corona-Talk» auf Radio 1 von Roger Schawinski. In dieser kam es zum Eklat. Der Radio-Mann warf dem Impfchef mehrmals vor, die Impfkampagne hierzulande hinke völlig hinterher. Mit Blick auf die Omikron-Variante hätten die Behörden bei der Booster-Kampagne getrödelt.
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Berger verteidigte zunächst noch den Kurs der Regierung. Dass Ältere und Personen in der Risikogruppe zuerst geimpft worden seien, sei richtig gewesen. Als es schliesslich um die Kinderimpfung gibt, kochten die Emotionen hoch. Dabei handelt es sich um ein Spezialgebiet des Kinderarztes. Man müsse sich im Klaren sein, dass die Pandemie «nicht weggeimpft» werden könne und auch andere Massnahmen wichtig seien, betonte Berger.
Schawinski nennt Berger «Fehlbesetzung»
Schawinski wiederum behauptete, schon frühere Aussagen Bergers hätten sich später als falsch herausgestellt. «Die Impfkommission macht Empfehlungen in einem noch nie dagewesenen Tempo», konterte Berger genervt. «Wir können, auch wenn wir schnell boostern würden, die Pandemie nicht einfach so beherrschen.»
Berger war das Ganze ab einem gewissen Zeitpunkt zu viel, worauf er das Interview kurzerhand beendete. «So diskutiere ich nicht weiter! Ade!», befand er, bevor er den Hörer auflegte. Schawinski bezeichnete Berger daraufhin als «eine Fehlbesetzung» als Ekif-Chef.
Christoph Berger nahm unterdessen Stellung gegenüber «20 Minuten» und sagte: «Ich bin sehr offen für Kritik und nehme diese an.» Dass er bei Schawinski nicht habe weiter diskutieren wollen, erklärt er so: «Ich gehe nicht auf Provokationen und Kritik ein, wo es mehr um Unterhaltungswert und Klicks geht, als um die Sache selbst und das ging mir zu weit.» (rus)