Epidemiologe Marcel Salathé über seine Erkrankung
«Covid nervt, selbst bei mildem Verlauf»

Der Epidemiologe Marcel Salathé war an Corona erkrankt. Auf Twitter schildert er nun seine Erfahrungen. Und rechnet dabei mit der Corona-Politik ab.
Publiziert: 22.12.2021 um 13:34 Uhr
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Aktualisiert: 22.12.2021 um 17:54 Uhr
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Marcel Salathé teilt auf Twitter seine Erfahrungen mit einer Corona-Infektion.
Foto: Lundi 13

Sieben Monate nach seiner zweiten Impfung (Moderna) hat Corona nun auch den bekannten Lausanner Epidemiologen Marcel Salathé (46) erwischt. Er steckte sich bei seiner Tochter (9) an, wie er auf Twitter schreibt – «nicht überraschend».

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Denn einerseits habe die Schweiz noch nicht mit den Kinderimpfungen für die unter 12-Jährigen begonnen, andererseits habe die Schule, die seine Tochter besucht, nie Testungen durchgeführt. «In den zwei Jahren Pandemie wurde sie nicht ein einziges Mal zum Test in der Schule aufgeboten. Ausserdem gab es keine Maskenpflicht.» Kein Wunder, so Salathé, habe sich fast jedes Kind in ihrer Klasse infiziert.

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Er habe sich darum immer Sorgen gemacht, dass sie sich infizieren könnte. Um sich selbst hingegen habe er sich nicht gesorgt – er sei schliesslich doppelt geimpft gewesen. Er hätte auf den Booster gehofft, doch da er ein gesunder 46-Jähriger sei, habe er keine Priorität.

«Das werde ich nie vergessen»

Selbst als er mehr als sechs Monate nach seiner zweiten Impfung auf eigene Faust in ein «leeres» Impfzentrum gegangen sei, habe man ihn weggeschickt. «Keinen Termin!» Das Anmelde-Tool des Kantons Waadt, wo Salathé wohnt, habe seine Altersgruppe noch gar nicht freigeschaltet für den Booster.

«In ein leeres Impfzentrum zu schauen und gesagt zu bekommen, ich könnte den Booster nicht bekommen, obwohl meine letzte Impfung mehr als sechs Monate zurückliegt – dieses Bild werde ich wahrscheinlich nie vergessen», kritisiert Salathé.

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Drei Tage, nachdem seine Tochter mit einem Selbsttest positiv getestet worden sei, habe ein Test auch bei ihm eine Infektion angezeigt. «Zu diesem Zeitpunkt hatte ich milde Symptome, einen rauen Hals und ein bisschen Husten.» In den kommenden Tagen seien Schnupfen, Magenschmerzen, und Kopfschmerzen dazugekommen, und ein kurzzeitiger Hautausschlag.

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Der PCR-Test seiner Tochter sei übrigens negativ gewesen – weil er nicht richtig durchgeführt worden sei. Eine Wiederholung habe dann – wie sein eigener PCR-Test – ein positives Ergebnis angezeigt. «Danke, Selbsttest, für das klare Warnsignal!», so Salathé. Seine Frau und sein Sohn – bei ihnen sei die letzte Impfung weniger lang her – hätten sich nicht angesteckt.

An Tag 4 der Infektion seien alle Symptome weggewesen, aber dafür habe Ermüdung eingesetzt. «Das ist der seltsame Teil», so Salathé. «Ich stehe vom Stuhl auf, gehe eine Treppe hoch und mein Puls steigt von 70 auf 120.» Die nächsten vier Tage habe er mit einem E-Reader im Bett verbracht.

Die täglichen Selbsttests bringen zu diesem Zeitpunkt immer noch «super-positive» Ergebnisse. Wenn die Flüssigkeit den Teststreifen berühre, würde dieser sofort aufleuchten. Erst an Tag 7 habe das abgenommen, er habe sich besser gefühlt.

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Ab Tag 9 wurde es besser

Tag 9: Salathé kann arbeiten, fühle sich aber immer noch müde. «Wäre ich fit genug, einen körperlichen Job zu machen wie Pfleger oder Verkäufer? Noch nicht», schreibt er. Und: Er habe einen milden Verlauf gehabt.

«Was habe ich gelernt?», fragt Salathé abschliessend. «Covid nervt, auch bei mildem Verlauf. Selbsttests sind super. Impfungen verhindern eine Infektion, wenn das Timing stimmt. Meine Empfehlung: Holen Sie sich den Booster so schnell wie möglich.» Und: «Wir sind noch weit davon entfernt, das zu ‹kontrollieren›.» (sf)

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