Die Schweiz stütze sich stark auf die Erkenntnisse aus anderen Ländern wie zum Beispiel Grossbritannien ab, sagt Salathé in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger». Es würde sich lohnen, viel mehr Proben zu sequenzieren und genauer zu ermitteln, welche Varianten in der Schweiz aufträten.
Diese Erkenntnisse müssten dann mit anderen Daten aus dem Contact Tracing kombiniert werden. Dabei stellten sich folgende Fragen: Wer habe wen wann angesteckt? Wirke sich das Alter oder der Job auf das Infektionsrisiko aus? All diese Erkenntnisse wären essenziell, doch die Schweiz habe diese Informationen nicht.
Solange das Contact Tracing nur ungenügend funktioniere, bleibe die Schweiz im Blindflug. «Ein Pilot, der von seinem Nachtsichtgerät nur alle 15 Minuten verpixelte Bilder bekommt, lebt gefährlich. Genau so verhält es sich im Kampf gegen die Pandemie», sagte Salathé weiter.
Bei der Digitalisierung im Rückstand
Es bedrücke ihn enorm, dass die Schweiz noch immer eine solch schlechte Datenlage habe. Die Daten-Infrastruktur sei altertümlich. Wenn es um die Digitalisierung gehe, sei die Schweiz nicht das fortschrittlichste Land, sondern rund zwei Jahrzehnte im Rückstand.
Salathé weist mit Blick auf die weitere Entwicklung der Pandemie einmal mehr darauf hin, dass das Virus für den Rest des Lebens bleiben werde. Wenn die Risikogruppen geimpft seien, sei schon ein grosser Teil des Problems gelöst. Wenn alle, die es wollten, geimpft seien, könne wieder ein Stück weit Normalität zurückkehren. (SDA)