Es ist ein prestigeträchtiges Amt: das Nationalratspräsidium. Als höchster Schweizer leitet man die Ratssitzungen und tourt als Repräsentant des Parlaments durchs Land – und die ganze Welt.
Die Parteien bestimmen turnusgemäss, wen sie auf den Nationalratssitz hieven. Dabei gibt es zwei Konzepte: Man wählt einen alten Hasen – also einen verdienten Parlamentarier, um ihn zu belohnen. So wie die SP, für die der langjährige Baselbieter Nationalrat Eric Nussbaumer (63) ab der Wintersession das Ratspräsidium übernimmt.
Oder einen jungen Fuchs – also eher jüngere Leute, um sie aufzubauen und bekannt zu machen. So wie die FDP, bei der nun die Aargauer Nationalrätin Maja Riniker (45) zur ersten Vizepräsidentin aufrückt.
SVP-Zweikampf um zweiten Vizeposten
Offen ist der Posten des zweiten Vizepräsidenten, der diesmal der SVP zusteht. Dabei muss die Partei wählen, welchem Konzept sie den Vorrang gibt. Blick weiss: Zwei Kandidaten haben sich für den Posten beworben.
Mit dem Freiburger Nationalrat Pierre-André Page (63) steht ein altgedienter SVPler parat, der seit 2015 in der Grossen Kammer sitzt. Sein Kontrahent ist der Berner Nationalrat Lars Guggisberg (46), der vor vier Jahren den Sprung ins Bundeshaus schaffte.
Am Freitag entscheidet die SVP-Fraktion, wen sie für den Posten nominiert. Und damit auch, wer in zwei Jahren zum «höchsten Schweizer» wird. Mit Page drücken die Westschweizer auf den Prestigeposten. Bei den jüngsten Wahlen hat die SVP gerade in der Romandie deutlich zugelegt und mehrere Sitze gewonnen.
«Ja, ich interessiere mich für das Amt», sagt Page gegenüber Blick. Die SVP habe in der Romandie stark zugelegt, betont er. Das letzte Mal habe 2007/2008 ein SVP-Vertreter aus der Romandie das Amt des Nationalratspräsidenten besetzt. «Es wäre also logisch, dass nun wieder ein Romand an der Reihe ist.»
Kommt hinzu: Das letzte Mal besetze mit Andreas Aebi (64) bereits ein Berner das Amt. Und mit Albert Rösti (56) sitzt ein Berner im Bundesrat. Mit Guggisberg käme ein weiterer Berner zu Ehren – für manche etwas viel Bernlastigkeit, weshalb sie Page den Vorzug geben.
Guggisberg gilt als guter Netzwerker
Allerdings kommt bei manchen in der Partei nicht gut an, dass sich Page für den zweiten Wahlgang bei den Freiburger Ständeratswahlen zugunsten der FDP zurückgezogen hat. Immerhin lag er relativ knapp hinter den beiden bisherigen Ständerätinnen von Mitte und FDP auf Platz drei. Page hätte durchaus Chancen gehabt, für die SVP einen Ständeratssitz zu erobern.
Kommt hinzu: Guggisberg gilt als ambitioniert und als guter Netzwerker. Zudem heisst es, dass der «SVP-Tom-Cruise» der Partei ein jüngeres Image verpassen könnte als Page. So sehen einige Fraktionsmitglieder den Berner Guggisberg in der Poleposition, sich den Posten zu schnappen.