Grossspenden nach Deutschland
Wer ist der geheimnisvolle FDP-Geldgeber aus dem Tessin?

Ein vermögender Unternehmer unterstützt aus der Schweiz die deutsche FDP. Öffentlich tritt der Spender kaum auf, doch sein Unternehmen in Deutschland gehört zur Weltspitze. Und seine Familie ist mit illustren Schweizer Financiers verbunden.
Publiziert: 12:26 Uhr
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Aktualisiert: vor 55 Minuten
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Die deutsche FDP unter Christian Lindner muss um den Wiedereinzug in den Bundestag zittern.
Foto: imago/Mike Schmidt

Auf einen Blick

  • FDP-Grossspender Frank Niedecker aus der Schweiz unterstützt Partei im Wahlkampf
  • Niedecker ist Teil einer Unternehmerfamilie mit Weltmarktführer-Firma für Clipverschluss-Lösungen
  • Binnen eines Jahres überwies er 100'000 Euro an die FDP nach Berlin
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sven AltermattCo-Ressortleiter Politik

Der deutsche Wahlkampf geht in die heisse Phase – und für eine Partei geht es um alles: Die FDP steht vor einer Zitterpartie. Sie droht an der 5-Prozent-Hürde zu scheitern und den Einzug in den Bundestag zu verpassen. Parteichef Christian Lindner (46) kämpft ums politische Überleben.

Doch immerhin darf sich die Partei im Wahlkampf über treue Geldgeber freuen. Einer von ihnen wohnt in der Schweiz – im pittoresken Dorf Porza TI, oberhalb des Luganersees. Sein Name: Frank Niedecker.

Binnen eines Jahres überwies er 100'000 Euro an die FDP nach Berlin. Die zweite Spenden-Tranche à 50'000 Euro ging vor wenigen Wochen an die Partei, rechtzeitig zum Wahlkampf.

Bereits vor vier Jahren unterstützte Niedecker die FDP finanziell, damals mit total 50'000 Euro. 2021 erreichte die Partei noch 11,4 Prozent der Wählerstimmen.

Sein Unternehmen ist Weltmarktführer

Wer ist Niedecker? Und warum hilft der gebürtige Deutsche der FDP in Deutschland so grosszügig, obwohl er seit vielen Jahren im Tessin lebt? Für Blick war er nicht zu sprechen. Politische Äusserungen Niedeckers sind nicht dokumentiert.

In der Öffentlichkeit tritt Niedecker selten in Erscheinung, Fotos von ihm kursieren kaum. Dabei verfügt seine Familie, die sich einst in Porza einbürgern liess, auch im Tessin über beste Beziehungen. In Deutschland gilt ihr Unternehmen als «Hidden Champion» («Frankfurter Allgemeine»), es ist Weltmarktführer in seiner Branche. Dennoch umgibt Niedecker die Aura des Geheimnisvollen.

Was bekannt ist, fasst die Organisation abgeordnetenwatch.de, die Parteispenden dokumentiert, so zusammen: «Der FDP-Grossspender entstammt der deutschen Unternehmerfamilie Niedecker, deren Firma Poly-clip System zu den weltweit grössten Anbietern von Clipverschluss-Lösungen (u.a. im Lebensmittel- und Verpackungsbereich) gehört.» Poly-clip System erzielte zuletzt einen Umsatz von rund 390 Millionen Euro.

Verbindungen zu Tettamanti und Hummler

Der Unternehmer ist mit Alessandra Niedecker verheiratet, die wie ihr Mann die HSG absolviert hat. Sie ist Vizepräsidentin der wohltätigen Fidinam-Stiftung, die vom bekannten Tessiner Financier Tito Tettamanti (94) gegründet wurde. Im Stiftungsrat sitzt unter anderem auch der frühere Privatbankier Konrad Hummler (71). Beide waren publizistisch tätig und beteiligten sich an Medien aus der liberalkonservativen Ecke – Tettamanti an der «Weltwoche», Hummler am «Nebelspalter». 

In Deutschland müssen grosse Parteispenden offengelegt werden. Übersteigen sie 10'000 Euro im Jahr, sind sie im Rechenschaftsbericht der Partei zu veröffentlichen. Die grössten Einzelspenden – neuerdings ab 35'000 Euro – müssen dem Bundestagspräsidium sofort gemeldet werden.

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Auslandspenden sind selten

Auslandspenden an deutsche Parteien sind äusserst selten, nicht zuletzt, weil Grossspenden aus dem Nicht-EU-Ausland grundsätzlich verboten sind. Ähnliche Regelungen kennt auch die Schweiz. 

Damit soll verhindert werden, dass Parteien unter den Einfluss ausländischer Geldgeber geraten. Allerdings gibt es wichtige Ausnahmen: Auslandspenden sind erlaubt, wenn sie aus dem Vermögen eines Deutschen oder EU-Bürgers direkt an eine Partei fliessen.

Eine aktuelle Auswertung zeigt übrigens: Die kleine FDP erhält überproportional viele Grossspenden – oft von Unternehmerinnen und Unternehmern.

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