Tiefe Fallzahlen und nur noch ganz wenige Todesfälle: Die Schweiz hat die Corona-Epidemie derzeit unter Kontrolle, was primär auf den Impf-Erfolg zurückzuführen sein dürfte. Doch die Ausbreitung neuer Virus-Varianten wird auch hierzulande mit Besorgnis verfolgt. Denn die Impfstoffe sind nicht für alle Varianten gleich wirksam.
Die Pharmamultis Moderna und Pfizer forschen deshalb bereits an angepassten Impfstoffen, die gegen spezifische Mutationen schützen sollen. «Wir brauchen eine Technologie, die es uns erlaubt, schnell einen Impfstoff gegen Virus-Mutationen herzustellen», sagt eine Sprecherin von Pfizer.
Schnelleres Verfahren
Dabei geht es vor allem darum, ein schnelles Verfahren zur Anpassung an künftige Varianten zu entwickeln. «Wir beobachten die Situation weiter genau. Sobald es eine neue gefährliche Variante gibt, müssen wir reagieren können», so Pfizer weiter. Derzeit ist es so, dass jede Anpassung des Impfstoffes an eine Mutation eine komplette 3-Phasen-Studie durchlaufen muss. Man stehe derzeit in Kontakt mit den Gesundheitsbehörden, wie man diesen Prozess schneller, aber dennoch sicher durchführen könnte.
Impfstoffe wirksam, nur weniger gut
Die sogenannte Alpha-Variante ist besser bekannt unter dem Namen britische Mutation. Derzeit ist es die in der Schweiz meistverbreitete Variante. Sowohl Biontech/Pfizer als auch Moderna vermeldeten, dass ihre Impfstoffe gegen die Alpha-Variante nicht signifikant weniger wirksam seien. «Gemäss aktuellem Wissen wirkt die Covid-19-Impfung auch gegen die Variante aus Grossbritannien», bestätigt auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG). Weil die britische Variante die Impfung kaum beeinflusst, laufen derzeit keine Studien mit einem an die Variante angepassten Impfstoff.
Anders sieht es bei anderen Varianten aus. Von den Studien von Biontech/Pfizer und Moderna weiss man, dass die Wirksamkeit ihrer Impfstoffe bei der südafrikanischen Variante geringer ist. Moderna geht davon aus, dass der Impfstoff rund 15 Prozent weniger wirksam ist. Sowohl Moderna als auch Biontech/Pfizer testen deshalb derzeit einen an die südafrikanische Variante angepassten Impfstoff. Die erste von drei klinischen Phasen startete im Februar, Pfizer kann oder will nicht angeben, wann eine allfällige Zulassung beantragt werden könne. Moderna befindet sich in der zweiten Phase der klinischen Studie.
Keine Studie für die Delta-Variante
Ähnlich ist die Situation bei der aus Brasilien stammenden Variante. «Experimentelle Daten deuten für die Gamma-Variante auf eine reduzierte Wirksamkeit neutralisierender Antikörper bei Genesenen beziehungsweise Geimpften hin», schreibt das deutsche Robert-Koch-Institut zur brasilianischen Mutation. Die Wirksamkeit sei allerdings höher als bei der südafrikanischen Variante. Trotzdem forscht Moderna derzeit an einem Impfstoff, welcher besser vor einer Ansteckung mit der Gamma-Variante schützen soll. Momentan läuft die zweite Phase der klinischen Studie. Laut Moderna sind die ersten Zwischenresultate vielversprechend.
Und was ist mit der indischen Variante, die derzeit besonders im Fokus steht? «Für die sich derzeit in Europa stark ausbreitende Linie sind die Auswirkungen auf die Effektivität der Impfstoffe als gering bis mässig einzuschätzen», heisst es wiederum beim RKI. Der Impfstoff von Biontech/Pfizer schützt bei der Delta-Variante in 88 Prozent der Fälle vor einer Ansteckung. Momentan laufen deshalb keine klinischen Studien mit einem angepassten Impfstoff.