Ein Blick auf die Zahlen stimmt optimistisch: Die Todesfälle nehmen ab, die Reproduktionszahl sinkt, die Impfkampagne läuft auf Hochtouren. Die Lage sei erfreulich, fasste Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit im Bundesamt für Gesundheit BAG, die Situation an der Pressekonferenz der Fachleute am Freitag zusammen. Auch Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärzte, beurteilt die Lage äusserst positiv. Es gebe keine «epidemischen Flächenbrände» mehr, stellte er fest.
Aus diesem Grund stellen sich die Experten hinter die Lockerungen des Bundesrats. Sofern sich die Bevölkerung weiterhin an Hygienemassnahmen und Abstand hält.
Von Rot auf Orange
Auch die Impfkampagne des Bundes versinnbildlicht die positive Entwicklung: Neu ist nicht mehr rot, sondern orange die Farbe der Plakate. Mathys betonte aber, dass das nicht bedeute, dass man nun jegliche Vorsicht fallen lassen könne.
Auch der Bund bleibt auf der Hut. Um die Corona-Lage genau im Auge zu behalten, investiert das Bundesamt für Gesundheit (BAG) 10 Millionen Franken in ein Überwachungsprogramm. Zehn Prozent aller positiven Proben sollen sequenziert, das heisst genetisch untersucht werden. Das sei mehr als in anderen Ländern, sagte Laurent Kaiser, Leiter der Abteilung Infektionskrankheiten am Genfer Unispital (HUG). So sollen problematische Virus-Varianten schneller erkannt werden.
Indische und britische Variante im Wettbewerb
«Obwohl es momentan keine Variationen gibt, gegen jene eine Impfung unwirksam ist, müssen wir die Situation weiter beobachten», sagte Kaiser. Man dürfe nicht blind werden. In der Schweiz dominiert momentan noch die britische Variante, doch die ähnlich ansteckende indische Variante könnte sich bald durchsetzen. «Die Wirkung der Impfung könnte bei der indischen Variante etwas niedriger sein», so Hauri.
Über die Impfung dürfen sich bald auch Schwangere freuen. Die eidgenössische Impfkommission hat ihre Empfehlungen für Schwangere angepasst. Neu können sich alle schwangeren Frauen ab dem zweiten Trimester impfen lassen. Vorhin galt dies nur für Schwangere, die Teil der Risikogruppe sind.