Missmanagement der CS-Führung. Das Kollektive versagen der Regulierung. Historische Rettungsaktion. Die Vorwürfe des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB) und des Schweizerischen Bankenpersonalverbands (SBPV) wiegen schwer. Die Verantwortlichen der CS hätten die Bank mit exzessiven Risiken und handwerklicher Überforderung in die Insolvenz getrieben, so ihr Fazit. Zusätzlich hätten Bund und Nationalbank der Schweizer Bevölkerung etwas vorgemacht.
Denn: Sie hätten vorgegeben, die Probleme der «systemrelevanten» Banken so weit reduziert zu haben, dass es keinen zweiten UBS-Fall mehr gebe. Die Bank musste 2008 im Zuge der weltweiten Finanzkrise vom Staat gerettet werden. Nur: Weit gefehlt, finden die Gewerkschaften. Die komplizierten Abwicklungspläne hätten sich als nutzlos entpuppt.
Nun wollen die Spitzen der beiden Verbände handeln. Sie informierten am Dienstagmorgen in Bern über die wichtigsten Forderungen zur Sicherung der Arbeitsplätze in der Credit Suisse (CS) und der UBS.
Stellenerhalt als oberstes Ziel
Das oberste Ziel: der Erhalt der Stellen. Dem Notrecht von Bundesrat dürfe kein Kahlschlag beim Personal folgen. Sollte es zu Kündigungen kommen, müssten betroffene Mitarbeitende so schnell wie möglich eine neue Stelle finden. Zudem müsse bei der Zusammenlegung der beiden Banken für die übertragenen Verträge ein Kündigungsschutz gelten – insbesondere für Arbeitnehmende über 55 Jahre.
Es brauche rasch eine Taskforce, die dafür sorgt, dass möglichst viele Arbeitsplätze erhalten bleiben. Die Taskforce soll darum einen Rettungsschirm für das Personal spannen. Sie will auf drei Feldern aktiv werden:
- Der Arbeitsplatzverlust müsse auf das absolute Minimum begrenzt werden.
- Die Konsequenzen von Kündigungen müssen bestmöglich gemindert werden – etwa mit grosszügigen Umschulungsprogrammen.
- Die bewährten Sozialpläne müssen erweitert werden.
«Die Behörden müssen künftig präventiv dafür sorgen, dass die Banken ihre Verluste selber tragen können. Die risikotreibenden Bonuslohnsysteme müssen endlich abgeschafft werden», sagte SGB-Präsident Pierre-Yves Maillard (55). Und es sollen nur noch Personen eine Bank führen können, die entsprechende Qualifikationen hätten.
Bereits am Montag sagte SGB-Chefökonom Daniel Lampart (55) zu Blick: «Die Bankführung mit Urs Rohner, Tidjane Thiam und Severin Schwan hatte wenig oder keine Bankenerfahrung. Zudem gab es eine Risiko-Unkultur und Bonuslohnsysteme, die solche Führungen honorieren.» Der SGB habe sich immer dafür eingesetzt, dass das aufhört. Aber politisch hätten die Banken dagegen lobbyiert.
Verunsicherung bei CS-Personal
Das CS-Beben sorgt bei den Bankmitarbeitenden für viel Verunsicherung und Wut. Auf Blick TV zeigten sich CS-Angestellte schockiert über die Entwicklung. Denn das Ende der Traditionsbank wird die Beschäftigten hart treffen: Es steht der Abbau von vielen Tausend Stellen im Raum. Gemäss «Wall Street Journal» könnte die UBS bei der CS mindestens 9000 Stellen streichen.
Ein grosser Sturm zieht also auf – nur weiss noch niemand, wen er treffen wird. Die bestehenden Sozialpläne bei CS und UBS seien bisher ein gutes Instrument gewesen für Umstrukturierungen. Deshalb müssten diese bewährten Sozialpläne ausgedehnt werden.
«Es geht um 40'000 Arbeitsplätze bei CS und UBS in der Schweiz. 40'000 Familien. 40'000 Menschen, die seit Jahren bei der Bank arbeiten, und die jetzt nicht wissen, ob sie Ende Jahr noch einen Job haben», warnte SBPV-Präsident Michael von Felten (60).
SBPV-Geschäftsführerin Natalia Ferrara betonte darum auch, die Milliardengarantien des Bunds sollten an Bedingungen zugunsten der Angestellten geknüpft werden. Der Bund solle sich direkt an den Kosten beteiligen. Eine Bank-Rettung müsse auch Arbeitsplatz-Rettung heissen. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) bestätigte auf Anfrage, dass man in engem Austausch mit den Sozialpartnern der Branche stehe. (oco/rus)