Gesunheitsminister Alain Berset legt Varianten vor
Bundesrat diskutiert Corona-Testpflicht für China-Reisende

An der ersten Bundesratssitzung im neuen Jahr kommt die Corona-Testpflicht für Einreisende aus China auf den Tisch. Allerdings scheint die Skepsis in der Regierung gross, sodass andere Massnahmen in den Fokus rücken. Etwa eine Maskenpflicht in China-Fliegern.
Publiziert: 10.01.2023 um 16:22 Uhr
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In der vergangenen Woche haben immer mehr EU-Staaten für Einreisende aus China wegen der dortigen Corona-Welle eine Testpflicht eingeführt.
Foto: keystone-sda.ch

Noch zögert der Bundesrat – im Gegensatz zu allen umliegenden EU-Ländern: Diese haben vergangene Woche beschlossen, für Einreisende aus China wegen der dortigen Corona-Welle eine Testpflicht einzuführen. EU-Experten hatten eine solche nachdrücklich empfohlen. Wer positiv getestet wird, muss in Quarantäne. Zudem wird das Tragen von Schutzmasken an Bord der Flugzeuge aus China empfohlen.

Auch in der Schweiz fordern Politiker verschärfte Massnahmen, um die Bevölkerung vor möglichen Virusmutationen zu schützen. Bis jetzt aber sah das Bundesamt für Gesundheit (BAG) keinen dringenden Handlungsbedarf. Der Bund orientiere sich an der EU, hatte das Amt stets erklärt. Deren Empfehlungen würden eingehend geprüft.

Berset mit zwei Varianten

Nach den Entscheiden der EU-Staaten wird der Bundesrat am Mittwoch die Testpflicht erstmals eingehend diskutieren. Dem Vernehmen nach will SP-Gesundheitsminister Alain Berset (50) zwei Varianten vorlegen:

  • Die erste sieht vor, dass die Schweiz der EU-Empfehlung folgt und ebenfalls eine Testpflicht beschliesst.
  • In der zweiten Variante verzichtet der Bund vorläufig auf eine Testpflicht. Stattdessen stehen andere Sofortmassnahmen zur Debatte, wie etwa eine Maskenpflicht für Flugzeuge, die aus China kommen.

In Bundesbern heisst es, dass die Regierungsmehrheit einer Testpflicht eher kritisch gegenübersteht und vorerst darauf verzichtet. «Wir haben bisher nur Skepsis gespürt», sagt ein Insider. Variante zwei dürfte damit die besseren Chancen haben.

Experten sehen Testpflicht skeptisch

Auch Experten haben Zweifel an einer Testpflicht: «Aus virologischer Sicht machen solche Tests null Sinn», sagte Infektiologe Huldrych Günthard vom Unispital Zürich kürzlich im SonntagsBlick. Es gebe derzeit keine Hinweise, dass das Virus, das aktuell in China grassiere, gefährlicher sei als die Virusvarianten in Europa.

Auch der oberste Kantonsarzt Rudolf Hauri (62) steht einer Testpflicht aus fachlicher Sicht skeptisch gegenüber: «Eine allfällige Testpflicht für Reisende aus China stellte primär einen politischen Entscheid dar», sagt der Zuger Kantonsarzt zu Blick. «Epidemiologisch und virologisch haben isolierte Tests aktuell wenig Bedeutung.»

Anderen Massnahmen steht er durchaus offen gegenüber. «Maskentragen im Flugzeug könnte nach wie vor Übertragungen im Flugzeug vermindern», sagt er. Zudem könnten etwa virologische Kontrollen von Abwasser aus Flugzeugen – wie dies die EU-Experten ebenfalls empfehlen – «einen zusätzlichen Überblick über die Viruslast geben».

Testpflicht nicht endgültig vom Tisch

Nach fast drei Jahren Massentests, geschlossenen Grenzen, Reiseverboten und Lockdowns hatte das chinesische Regime Anfang Dezember überraschend das Ende der Null-Covid-Politik verkündet. Seither haben sich über 250 Millionen Menschen mit dem Virus angesteckt – fast jede und jeder Fünfte der 1,4 Milliarden Einwohnerinnen und Einwohner. Verlässliche Daten gibt es dazu nicht, weil die Behörden keine Angaben dazu mehr veröffentlichen.

Damit ist denn auch nicht ausgeschlossen, dass der Bundesrat doch noch auf eine Testpflicht für Einreisende aus China zurückkommen wird. Insbesondere dann, wenn die EU die Testpflicht doch noch zur verbindlichen Vorgabe machen sollte, kommt sie auch in der Schweiz wieder auf den Tisch.

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