Die heftige Corona-Welle in China schürt in Europa die Sorge vor neuen Virusvarianten. Seit dieser Woche werden die EU-Staaten «nachdrücklich aufgefordert», eine Testpflicht für Reisende aus China einzuführen. Gleiches verlangt SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi. Er fordert eine sofortige Corona-Testpflicht für Reisende aus China, «um die Schweizer Bevölkerung vor möglichen Mutationen zu schützen». Der Präsident der Kommissionen für soziale Sicherheit und Gesundheit im Nationalrat will nächste Woche den entsprechenden Antrag bei der Direktion von Gesundheitsminister Alain Berset deponieren.
Eine solche Testpflicht ist jedoch umstritten. Infektiologe Huldrych Günthard vom Universitätsspital Zürich sagt: «Aus virologischer Sicht machen solche Tests null Sinn.» Es gebe derzeit keine Hinweise, dass das Virus, das aktuell in China grassiere, gefährlicher sei als die Virusvarianten in Europa. Das sieht auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) so: Es sei nicht davon auszugehen, dass vom jetzigen Infektionsgeschehen in China eine erhöhte Gefahr für unser Gesundheitssystem ausgehe.
Ein griffige Massnahmen, so Infektiologe Günthard, sei einzig und allein die Impfung: «Würden wir ab sofort eine Impfpflicht für Reisende aus China einführen, könnten wir das Risiko einer Überlastung des Gesundheitssystems reduzieren.» Ausserdem könnten die Abwässer von Flughäfen mit internationalem Verkehr auf Covid-Viren untersucht und die Proben gegebenenfalls sequenziert werden, so Günthard. Zur Einreise in die Schweiz muss man derzeit keine Impf-, Genesungs- oder Testnachweise erbringen.