Darum gehts
- Anzahl Sprengstoff-Attacken auf Geldautomaten ist erheblich gestiegen
- Durch die Anschläge entstehen hohe Schäden und Gefahr für Drittpersonen
- Mehrere politische Vorstösse fordern deshalb strengere Massnahmen
Es ist ein unrühmlicher Landesrekord. Die Zahl der Angriffe auf Bancomaten mit Sprengstoff ist deutlich angestiegen. Das berichtet die «NZZ». Sie beruft sich dabei auf die Zahlen des Bundesamtes für Polizei (Fedpol). Dieses verzeichnete für das vergangene Jahr 48 Anschläge auf Geldautomaten, 28 davon wurden mit Sprengstoff verübt – so viele wie noch nie.
Das Vorgehen ist dabei immer dasselbe: Eine Gruppe unbekannter Täter sprengt mitten in der Nacht einen Geldautomaten in die Luft, versucht, das Bargeld zu entwenden, und flieht anschliessend, wie zuletzt bei einem Raiffeisen-Automaten in Aerni AG.
Sprengungen als neue Methode
Gemäss «NZZ» sind die Sprengungen eine Reaktion auf die steigenden Sicherheitsvorkehrungen der Banken. So hätten etwa Angriffe mit der sogenannten Lasso-Methode, bei der Automaten mithilfe eines Seils aus der Verankerung gerissen werden, deutlich abgenommen. Ebenso die Sprengungen mit Gas, weil gewisse Automaten die Gase mittlerweile erkennen und Angriffe abwehren können.
Durch die Sprengungen entstehen oftmals erhebliche Gefahren, auch für Drittpersonen. So flogen bei einer Detonation in Mörschwil SG Kleinteile durch die Luft, und es entstand ein Brand, der durch die Feuerwehr gelöscht werden musste. Dabei entstand ein Sachschaden von weit über 100'000 Franken.
Prüfung neuer Verfahren
Politisch sind die Sprengungen von Geldautomaten schon länger ein Thema. So reichte Mitte-Nationalrat Philipp Matthias Bregy (46) bereits 2020 eine Motion ein, die den Bundesrat aufforderte, das Strafmass für Sprengstoffattacken auf Geldautomaten zu erhöhen. Bundesrat wie Nationalrat lehnten das Anliegen damals ab.
Noch hängig ist dagegen ein Vorstoss von FDP-Nationalrat Olivier Feller (50). Dieser beauftragt den Bundesrat, zu prüfen, mit welchen Massnahmen solche Angriffe auf Geldautomaten verhindert werden können. Im Fokus steht dabei insbesondere ein Neutralisationsystem für Banknoten, das die Noten bei einer Attacke bespritzt und unbrauchbar macht. Der Bundesrat prüft derzeit, ob Bancomaten mit solchen Systemen ausgestattet werden könnten.
Ablehnung für weitere Motionen empfohlen
Zwei weitere Motionen fordern zudem, dass bereits die Vorbereitungshandlungen für Sprengstoff-Angriffe unter Strafe gestellt werden sollen. Diese empfiehlt der Bundesrat dagegen zur Ablehnung. Er will erst die Ergebnisse des Prüfberichts abwarten. Zudem seien viele der vorbereitenden Handlungen bereits heute strafbar. Als Nächstes muss sich das Parlament damit befassen.
Immer wieder Thema ist bei den Attacken auch der Grenzschutz. Die meisten dieser Angriffe würden von ausländischen Banden verübt, monierte SVP-Nationalrat Yvan Pahud (45) vergangenen Sommer und forderte unter anderem deshalb den Bundesrat dazu auf, die Landesgrenzen dauerhaft und mit mehr Personal zu schützen. Auch dieses Anliegen empfiehlt der Bundesrat zur Ablehnung. Grenzen würden schon heute ausreichend geschützt, so der Bundesrat.