Deutschland steht bei den Lockerungen der Corona-Massnahmen auf die Bremse. Zwar werden am 20. März viele Massnahmen wie 2G- und 3G-Regelungen oder Kontaktbeschränkungen fallen. Doch in sogenannten Hotspot-Regionen können weiterhin schärfere Massnahmen verhängt werden. Beibehalten wird zudem etwa die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr oder in Pflegeheimen und Kliniken.
Ganz anders in der Schweiz. Trotz steigender Corona-Fallzahlen hat der Bundesrat derzeit offenbar nicht vor, den Fuss vom Gas zu nehmen. Insider gehen derzeit davon aus, dass der Bundesrat die Öffnung durchzieht – ohne nochmalige Konsultation der Kantone. Letztere wäre notwendig, wenn der Bundesrat die Massnahmen doch noch verlängern möchte.
Spitäler haben Situation im Griff
In Bundesbern wird argumentiert, dass man einen Anstieg erwartet habe und sich dieser nun wieder verlangsame. Allenfalls sei der Höhepunkt der aktuellen Welle schon bald erreicht. Die Spitäler hätten die Situation weiter im Griff. Und das Beispiel Hongkong – wo derzeit hohe Infektionszahlen und auch Todesfälle verzeichnet werden – zeige, dass vor allem Ungeimpfte von schweren Verläufen betroffen seien. Will heissen: Die Impfung hilft. Und wer nicht impft, geht eigenverantwortlich ein Risiko ein.
Bundesrat Alain Berset (49) und seine Gspänli bleiben demnach auf Öffnungskurs. Schon in zwei Wochen – am 1. April – endet die besondere Lage. Damit werden die letzten Massnahmen fallen. Dann ist Schluss mit der Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr, ebenso mit der fünftägigen Isolationspflicht.
Während die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und manche Epidemiologen vor einer zu frühen Aufhebung der Schutzmassnahmen warnen, stärkt Impfchef Christoph Berger (59) dem Bundesrat nun den Rücken. «Die Spitäler sind nach wie vor nicht am Anschlag», sagt er zu Blick. «Wenn sich dies in den nächsten zwei Wochen nicht ändert, ist das Ende der Massnahmen zu verantworten.»
«Kein grosser Sprung mehr»
Dass ein Ende der Maskenpflicht im ÖV grosse Auswirkungen haben wird, glaubt Berger nicht. «Derzeit ist die Immunität in der Bevölkerung sehr hoch», sagt er. Viele sind nämlich nicht nur geimpft, sondern auch genesen – das Virus ist in den letzten Wochen durch die Bevölkerung gerauscht.
«Ich gehe deshalb nicht davon aus, dass die vollständige Öffnung zu einem deutlichen Anstieg schwerer Corona-Erkrankungen führen wird», so Berger. «Auch bei den Fallzahlen selbst wird es keinen grossen Sprung mehr geben.»
Auch in den Altersheimen könne individuell entschieden werden, ob eine Maskenpflicht nötig sei. «In den Akutspitälern hingegen würde ich die Maskenpflicht sicher noch nicht aufheben», betont Berger. Einerseits wegen der Patienten, die durch eine Corona-Erkrankung gefährdet werden könnten. Andererseits wegen des Personals, das aufgrund von Infektionen allenfalls ausfalle.
Ansonsten appelliert Berger an die Eigenverantwortung: «Wer will, kann und soll weiterhin Maske tragen.»
«Isolationspflicht bringt nicht mehr viel»
Mit dem Ende der besonderen Lage fällt auch die Isolationspflicht für Infizierte dahin. «In der aktuellen Lage bringt eine allgemeine Isolationspflicht nicht mehr viel», glaubt Berger. Gerade bei symptomlosen Infizierten mache diese wenig Sinn. Er macht aber klar: «Wer Symptome hat und sich krank fühlt, soll zu Hause bleiben – so wie man das bei einer normalen Grippe auch tut.»