Gerhard Andrey (47) hat es schon einmal geschafft. 2019 wurde er in den Nationalrat gewählt. Auf Kosten des bisherigen SVP-Nationalrat Jean-Francois Rime (73). Jetzt soll ein weiterer Bürgerlicher dran glauben. Andrey will Bundesrat werden, auf Kosten der FDP-Bundesräte Ignazio Cassis (62) oder Karin Keller-Sutter (59).
Im Bundesrat wolle er sich für eine intakte Natur, solidarisches Zusammenleben und eine Kreislaufwirtschaft als Grundlage für ein gutes Leben der jetzigen und zukünftigen Generationen einsetzen. Das gab er am Dienstag an einer Medienkonferenz bekannt.
«Eine Erneuerungswahl, bei der im Voraus bereits festgesetzt wird, wie sie herauszukommen hat, hat nichts mit einer Wahl zu tun und schon garnichts mit Erneuerung», sagt Andrey. «Eher mit einem abgekartetem Spiel.»
Gelernter Schreiner
Andrey ist gelernter Schreiner und heute IT-Unternehmer. 2007 gründete er eine Digitalagentur mit, die in der Entwicklung von Web-Software tätig ist. Andrey wuchs im deutschsprachigen Freiburger Sensebezirk auf und wohnt heute in Granges-Paccot, einem Vorort der Stadt Freiburg. Er sei auf einem Bauernhof aufgewachsen, sagte er an einer Medienkonferenz. «Wenn meine Freundinnen und Freunde ans Meer gefahren sind, habe ich auf dem Bauernhof geholfen.»
Gerhard Andrey ist verheiratet und hat zwei Kinder im Alter von 13 und 16 Jahren – in einem «Modell Wohngemeinschaft», wie er an der Medienkonferenz betonte. Er habe den vollsten Support der Familie – auch wenn er zugeben musste, dass er seinen Beitrag am Haushalt nach der Wahl in den Nationalrat habe reduzieren müssen.
Nach eigenen Angaben spricht er Deutsch, Französisch und Englisch «verhandlungssicher», sowie Spanisch fliessend.
Am Wahlsonntag vor etwas mehr als einer Woche konnte Andrey zwar seinen Sitz im Nationalrat verteidigen – scheiterte aber mit seinem Angriff auf einen Ständeratssitz. Auf den zweiten Wahlgang verzichtet er.
Harzige Kandidatensuche
Bislang verlief die Kandidatensuche der Grünen harzig. So verzichtet etwa Ex-Parteipräsidentin Regula Rytz (61), die schon 2019 für die Grünen die Bundesratskohlen aus dem Feuer holen sollte. Auch die oft genannte Genfer Ständerätin Lisa Mazzone (35) will derzeit von einer Kandidatur nichts wissen, genauso wie Maya Graf (61), Irène Kälin (36) und Greta Gysin (40). Auch der Zürcher Baudirektor Martin Neukom (37) und die Solothurner Regierungsrätin Brigit Wyss (63) wollen nicht.
Die bisherige Absagenflut ist kein Wunder: Schliesslich sind die Chancen für einen Grünen-Bundesratssitz klein. Die Grünen gelten als Wahlverlierer, daher kam die Ankündigung, einen der beiden FDP-Sitze anzugreifen, für viele überraschend.
FDP und der SVP sind im Bundesrat in der Mehrheit und haben kein Interesse, diese zu verlieren. Und auch von der Mitte-Partei dürfte keine Hilfe kommen. Mehrfach hat Präsident Gerhard Pfister (61) klargestellt, dass seine Partei keine amtierenden Bundesräte abwählen wird. Somit dürfte Andreys Kandidatur chancenlos sein. (bro)