Erdogan lässt Schüler in der Schweiz Krieg spielen – CVP-Pfister, SVP-Büchel und die Grüne Arslan fordern Kantone zum Handeln auf
«Das sind Separationsübungen, getarnt als Integration»

Erdogan lässt Schüler in der Schweiz im Rahmen des offiziellen Heimatkundeunterrichts (HSK) Krieg spielen. Politiker von links bis rechts toben und fordern die Kantone auf, endlich einzugreifen.
Publiziert: 06.05.2018 um 23:39 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 18:55 Uhr
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Mehrzweckhalle Uttwil TG: Schweizerisch-türkische Primarschüler müssen blutige Schlachten nachspielen.
Foto: zvg
Cinzia Venafro

Kleine Buben spielen Krieg im Thurgau. Eingeübt haben sie das nationalistische Theaterstück im Rahmen des Unterrichts in Heimatlicher Sprache und Kultur (HSK). Sie glorifizieren das Osmanenreich, rufen Parolen für das Vaterland, spielen Leichen, zugedeckt von türkischen Fahnen.

Die verstörenden Szenen, die der SonntagsBlick aufgedeckt hat, schockieren Politiker von links bis rechts. «Das sind Separationsübungen, getarnt als Integration. Aber es überrascht mich nicht, wenn man sieht, wie islamistische Kreise und hier sogar der türkische Staat Integration in die westliche Kultur verhindern oder gar bekämpfen», empört sich CVP-Präsident Gerhard Pfister (56).

«Kinder, die in der Schweiz zur Schule gehen, dürfen nur Bildungsangebote erhalten, die von Schweizer Behörden kontrolliert und genehmigt werden», sagt CVP-Präsident Gerhard Pfister.
Foto: Anja Wurm

Kinder, die in der Schweiz zur Schule gehen, «dürfen nur Bildungsangebote erhalten, die von Schweizer Behörden kontrolliert und genehmigt werden», fordert der Zuger Nationalrat. Dieser Grundsatz sei hier offensichtlich nicht überall eingehalten worden. Das zeige, dass die Kantone die Kontrollen des HSK-Unterrichts teilweise stärker wahrnehmen müssen. «Es besteht klar Handlungsbedarf!»

SVP-Büchel: «Theater der türkischen Regierung unterbinden»

Für die türkischstämmige Nationalrätin Sibel Arslan (Grüne/BS, 37) ist das Kriegsschauspiel «ein Missbrauch des Vertrauens und der Toleranz. Ich bin entsetzt.» Auch sie sagt: «Die Kantone müssen die HSK-Kurse besser kontrollieren. Wir dürfen die heimatlichen Sprachkurse nicht den jeweiligen Botschaften überlassen, sondern müssen diese Lehrer selbst ausbilden.»

«Ich bin entsetzt»: Sibel Arslan, Nationalrätin der Grünen des Kantons Basel-Stadt.
Foto: Keystone

Der HSK-Skandal schade allen Türken in der Schweiz, die nicht mit dieser Propaganda einverstanden seien, sagt Arslan. «Die HSK-Kurse dürfen nicht derart infiltriert werden.»

Der Migrationsexperte Thomas Kessler (57), ehemaliger Leiter der Basler Radikalisierungs-Taskforce, fordert im SonntagsBlick: «Mittelfristig muss der Unterricht auf Vereinsbasis organisiert werden. Nicht fremde Staaten sollten die Federführung haben, sondern private Trägerschaften, die in der Schweiz solide verwurzelt sind und zu Demokratie und Rechtsstaat stehen.»

Der St. Galler SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel (52) tobt angesichts von Erdogans Propaganda im Rahmen der offiziellen Heimatkunde. «In ihrem Land sollen sie machen, was sie wollen. Bei uns nicht! Wir müssen das Theater der Lakaien der türkischen Regierung unterbinden», sagt er zu BLICK.

Es sei an der Zeit, «dass wir den Leuten zeigen, wo Bartli den Most holt!». Damit klar sei, «was wir hier unter Heimat und Integration verstehen». Man müsse diese Kurse sofort stoppen. «Für die zuständigen Behörden gilt es jetzt, Klarheit zu schaffen – anstatt sich weiterhin hinter plattem Pädagogengeschwätz zu verstecken.»

Erdogans Gehirnwäsche sei in türkischen Schulen an der Tagesordnung

Das Kriegsschauspiel auf der Thurgauer Schulbühne verstört auch eine prominente Exponentin der türkischen Gemeinschaft in der Schweiz, die aus Angst vor Repressionen anonym bleiben will. «Dieses Kriegstheater überrascht mich überhaupt nicht, genau so werden die Kinder in der Türkei gehirngewaschen», sagt die Doppelbürgerin. «Europa muss endlich begreifen, was hier passiert.» 

Hinschauen, vorschreiben, kontrollieren

Kommentar von BLICK-Chefredaktor Andreas Dietrich

Dem Türken-Herrscher Erdogan ist jedes Mittel recht, um seine Landsleute nationalistisch zu verseuchen. Egal, wo auf der Welt sie leben. Egal, wie alt sie sind. Das schockierende Beispiel der kriegsspielenden Türken-Buben in der Ostschweiz ist ein weiterer Beweis. Leider auch einer dafür, wie naiv unsere Behörden sind. 

Mit deren blindem Segen missbraucht Erdogans Gefolgschaft – gefördert von den Propagandisten der türkischen Botschaft – die Toleranz der Schweiz. Wir reden von Integration, sie betreiben Infiltration. Diese hat nichts mit unseren Werten zu tun. Und dafür gibts sogar eine Belohnung mit Eintrag im Schweizer Schulzeugnis. Ein Hohn!

Unwissenheit darf nicht sein

Allein die Vorkommnisse in der Uttwiler Mehrzweckhalle sind alarmierend. Aber ist es ein Einzelfall? Was läuft anderswo in der Schweiz, wenn Schüler mit türkischen Wurzeln das Fach Heimatliche Sprache und Kultur (HSK) besuchen? Welches Zerrbild ihres Herkunftslandes wird ihnen vermittelt? Werden ihnen gar die ungeheuerlichen Worte des Sultans vom Bosporus eingetrichtert, dass Assimilation Unterwerfung bedeutet?

Wir wissen es nicht. Genauso wenig wissen wir vielerorts nicht, was Kinder anderer Nationalitäten in ihrer Heimatkunde zu hören bekommen. In den meisten Fällen wird es unproblematisch sein. Aber sind wir überall sicher? Was zum Beispiel erfährt ein serbischer Bub oder ein bosnisches Mädchen über den Jugoslawienkrieg, der je nach Ethnie ganz anders dargestellt wird und einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das Zusammenleben hier in der Schweiz hat? Wird den Ungarn heute das gleiche Bild ihres Landes und der Demokratie vermittelt wie früher, als noch kein Orban an der Macht war? Ohne jemanden unter Generalverdacht zu stellen: Wir wissen es oftmals nicht. Und das darf nicht sein. 

Vorschreiben und kontrollieren

Die HSK-Kurse sind eine sinnvolle Einrichtung. Ein Kind, das seine Muttersprache beherrscht und weiss, woher es kommt: Es findet besser heraus, wer es ist, wohin es gehört und worin sich seine Heimat vom Land der Eltern unterscheidet.

Aber gerade weil es da nicht um Allgemeingültiges wie das Einmaleins geht, sondern um subjektiven, interpretierbaren Stoff, muss man genau hinschauen. Wir dürfen dieses heikle Terrain nicht ausländischen Botschaften überlassen – nicht alle verhalten sich diplomatisch. Schweizer Behörden müssen wissen, vorschreiben und kontrollieren, was da läuft. Vertrauen in diesem Bereich ist gefährlich naiv. 

Unsinniger Name HSK

Bei dieser Gelegenheit kann auch gleich die unsinnige Bezeichnung «Heimatliche Sprache und Kultur» abgeschafft werden. Sie bedeutet nämlich jedem Migrantenkind, dass seine Heimat anderswo ist, nur nicht in der Schweiz. Ein kreuzfalsches Signal.

BLICK-Chefredaktor Andreas Dietrich.

Kommentar von BLICK-Chefredaktor Andreas Dietrich

Dem Türken-Herrscher Erdogan ist jedes Mittel recht, um seine Landsleute nationalistisch zu verseuchen. Egal, wo auf der Welt sie leben. Egal, wie alt sie sind. Das schockierende Beispiel der kriegsspielenden Türken-Buben in der Ostschweiz ist ein weiterer Beweis. Leider auch einer dafür, wie naiv unsere Behörden sind. 

Mit deren blindem Segen missbraucht Erdogans Gefolgschaft – gefördert von den Propagandisten der türkischen Botschaft – die Toleranz der Schweiz. Wir reden von Integration, sie betreiben Infiltration. Diese hat nichts mit unseren Werten zu tun. Und dafür gibts sogar eine Belohnung mit Eintrag im Schweizer Schulzeugnis. Ein Hohn!

Unwissenheit darf nicht sein

Allein die Vorkommnisse in der Uttwiler Mehrzweckhalle sind alarmierend. Aber ist es ein Einzelfall? Was läuft anderswo in der Schweiz, wenn Schüler mit türkischen Wurzeln das Fach Heimatliche Sprache und Kultur (HSK) besuchen? Welches Zerrbild ihres Herkunftslandes wird ihnen vermittelt? Werden ihnen gar die ungeheuerlichen Worte des Sultans vom Bosporus eingetrichtert, dass Assimilation Unterwerfung bedeutet?

Wir wissen es nicht. Genauso wenig wissen wir vielerorts nicht, was Kinder anderer Nationalitäten in ihrer Heimatkunde zu hören bekommen. In den meisten Fällen wird es unproblematisch sein. Aber sind wir überall sicher? Was zum Beispiel erfährt ein serbischer Bub oder ein bosnisches Mädchen über den Jugoslawienkrieg, der je nach Ethnie ganz anders dargestellt wird und einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das Zusammenleben hier in der Schweiz hat? Wird den Ungarn heute das gleiche Bild ihres Landes und der Demokratie vermittelt wie früher, als noch kein Orban an der Macht war? Ohne jemanden unter Generalverdacht zu stellen: Wir wissen es oftmals nicht. Und das darf nicht sein. 

Vorschreiben und kontrollieren

Die HSK-Kurse sind eine sinnvolle Einrichtung. Ein Kind, das seine Muttersprache beherrscht und weiss, woher es kommt: Es findet besser heraus, wer es ist, wohin es gehört und worin sich seine Heimat vom Land der Eltern unterscheidet.

Aber gerade weil es da nicht um Allgemeingültiges wie das Einmaleins geht, sondern um subjektiven, interpretierbaren Stoff, muss man genau hinschauen. Wir dürfen dieses heikle Terrain nicht ausländischen Botschaften überlassen – nicht alle verhalten sich diplomatisch. Schweizer Behörden müssen wissen, vorschreiben und kontrollieren, was da läuft. Vertrauen in diesem Bereich ist gefährlich naiv. 

Unsinniger Name HSK

Bei dieser Gelegenheit kann auch gleich die unsinnige Bezeichnung «Heimatliche Sprache und Kultur» abgeschafft werden. Sie bedeutet nämlich jedem Migrantenkind, dass seine Heimat anderswo ist, nur nicht in der Schweiz. Ein kreuzfalsches Signal.

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