«Morgen werde ich sprechen, definitiv!»
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Blatter verlässt das Gericht:«Morgen werde ich sprechen, definitiv!»

Blatter an Fifa-Verhandlung vor dem Bundesstrafgericht
«Ich bin schon bestraft»

Er machte die Fifa zum Milliardenkonzern: Joseph Blatter. Zusammen mit Ex-Fussballer Michel Platini könnte er nun über 2 Millionen Franken stolpern. Heute beginnt der Prozess in Bellinzona TI. Blick berichtet im Ticker.
Publiziert: 08.06.2022 um 00:27 Uhr
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Aktualisiert: 09.06.2022 um 15:00 Uhr
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Offensichtlich gut gelaunt: Sepp Blatter mit Lorenz Erni vor Bundesgericht in Bellinzona.
Foto: AFP
Myrte Müller, Sermîn Faki und Pascal Tischhauser

Früher war der Ball rund, ein Spiel dauerte 90 Minuten, und am Ende gewannen die Deutschen. Dann rollte der Rubel schneller als der Ball – und rund lief es immer weniger bei den beiden Fussballverbänden Uefa und Fifa.

Kaum jemand war also erstaunt, als die Bundesanwaltschaft (BA) vor fast sieben Jahren ein Strafverfahren gegen den damaligen Fifa-Präsidenten Joseph Blatter (86) eröffnete. Er soll 2011 die Auszahlung von zwei Millionen Franken an Uefa-Präsident Michel Platini (66) angeordnet haben – ohne dass es dafür eine Rechtfertigung gab.

300'000 Franken reichten nicht

Ab heute Mittwoch müssen sich Ex-Funktionär Blatter und der ehemals weltbeste Fussballer Platini deswegen vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona TI verantworten. Die Anklage lautet auf Betrug, Blatter könnte sich der ungetreuen Geschäftsführung schuldig gemacht haben, es sei zu Urkundenfälschung und allenfalls Veruntreuung gekommen.

Hier erscheint Sepp Blatter vor Gericht
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Gut gelaunt und zuversichtlich:Hier erscheint Sepp Blatter vor Gericht

Platini hatte einen Beratervertrag mit Blatter abgeschlossen. Wie aus der Anklage hervorgeht, erhielt er für seine Dienste 300'000 Franken jährlich. Doch 2010 forderte er eine Nachzahlung von zwei Millionen Franken plus Sozialversicherungsbeiträge. Blatter hiess das mit der Begründung gut: Als die Beträge angefallen seien, habe die Fifa kein Geld gehabt, um Platini voll zu bezahlen, weswegen man eine spätere Zahlung vereinbart habe.

Belege dafür haben die beiden nie präsentiert. Doch auch die Bundesanwaltschaft sagt in der Anklageschrift nicht, was der Hintergrund der Zahlung gewesen sein soll.

Woher wusste das die BA?

Blatter wird heute Mittwoch erstmals vor Gericht aussagen, Platini am Donnerstag. Prozessbeobachter warten aber vor allem auf die Einvernahme von Olivier Thormann (51), der heute selbst Bundesstrafrichter ist, 2015 aber noch Leiter der Sektion Wirtschaftskriminalität bei der Bundesanwaltschaft war. Von ihm erhoffen sich die Beschuldigten eine Antwort auf die vielleicht brisanteste Frage des Prozesses: Wie hat die Bundesanwaltschaft überhaupt von der Zahlung erfahren?

Für so manchen ist klar: Der heutige Fifa-Präsident Gianni Infantino (52) oder zumindest sein Umfeld habe die Bundesanwaltschaft über die Zahlung informiert. Dies mit dem Ziel, Platini, der damals für Blatters Nachfolge an der Fifa-Spitze kandidierte, aus dem Weg zu räumen. Und den Weg zum Zürcher Sonnenberg für Infantino frei zu machen.

Sollte das der Spielplan gewesen sein oder nicht: Infantino hat den Match für sich entschieden. Das Urteil in Bellinzona ist für den 8. Juli angekündigt, für die Beschuldigten gilt die Unschuldsvermutung.

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