Schauen Sie sich Ihren Scherbenhaufen an, Herr Lauber!
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Der letzte Arbeitstag:Schauen Sie sich Ihren Scherbenhaufen an, Herr Lauber!

Heute hat der Bundesanwalt seinen Letzten
Schauen Sie sich Ihren Scherbenhaufen an, Herr Lauber!

Über ein Jahr lang hat die Affäre Lauber Justiz und Parlament beschäftigt. Heute nun tritt der Bundesanwalt endgültig zurück. Eine Schadensbilanz.
Publiziert: 30.08.2020 um 23:01 Uhr
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Aktualisiert: 24.02.2021 um 14:56 Uhr
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Ein Abgang in Unehren: Lauber tritt auf Ende August zurück. Gegen ihn läuft ein Verfahren unter anderem wegen Verletzung des Amtsgeheimnisses.
Foto: DUKAS
Lea Hartmann

Viele Parlamentarierinnen und Parlamentarier haben diesen Moment in den vergangenen Monaten herbeigesehnt. Michael Lauber (54) selbst hat ihn bis zuletzt zu verhindern versucht. Doch nun ist es so weit: Der Bundesanwalt, Chefankläger des Landes, tritt ab.

Nachdem das Bundesverwaltungsgericht im Juli bestätigt hatte, dass sich Lauber schwerwiegende Amtspflichtverletzungen zuschulden kommen liess, zog er die Reissleine und kündigte den Rücktritt an. Heute nun hat Lauber offiziell seinen letzten Arbeitstag.

Was Lauber hinter sich lässt

Der Bundesanwalt hinterlässt eine Behörde, die arg angeschlagen ist – in mehrfacher Hinsicht. BLICK zieht eine Schadensbilanz.

- Fifa-Verfahren an die Wand gefahren. Rund zwei Dutzend Verfahren hat die Bundesanwaltschaft gegen den Weltfussballverband Fifa eröffnet. Der geplante Coup ist zum Desaster geworden. Mit dem Sommermärchen-Fall ist ein zentrales Verfahren geplatzt. Zahlreiche Ermittlungen wurden wegen Laubers Geheimtreffen mit Fifa-Boss Gianni Infantino (50) zurückgeworfen und drohen nun ebenfalls zu verjähren.

- Image ruiniert. Die Schweiz, eine «Bananenrepublik»: Die gescheiterten Fifa-Verfahren und der Knatsch um Laubers Geheimtreffen haben das Image der Schweizer Justiz im Ausland arg angekratzt.

- Gute Ermittler vergrault. Lauber hat sich nicht nur im Parlament Gegner gemacht. Im Laufe der zweiten Amtszeit hat er mehrere ihm nicht genehme Staatsanwälte entlassen. Es handle sich um Schwergewichte auf dem Gebiet der Wirtschaftskriminalität, gibt Rechtsprofessor und Anti-Korruptions-Experte Mark Pieth zu bedenken. «Diese Kompetenz fehlt jetzt.»

- Horrende Kosten verursacht. Drei der entlassenen Staatsanwälte klagten vor Gericht gegen die Kündigung – mit Erfolg. Über eine Million Franken Entschädigung müssen die Steuerzahler berappen. Hinzu kommen die Kosten für mehrere Gerichtsverfahren im Zusammenhang mit Laubers Geheimtreffen. Der verjährte Sommermärchen-Fall hat zudem Genugtuungsforderungen zur Folge, die sich auf mehrere Hunderttausend Franken belaufen dürften.

- Behörde zum Sanierungsfall gemacht. Nach der Affäre Lauber steht für viele Parlamentarier fest, dass bei der Bundesanwaltschaft dringend Reformbedarf besteht. Derzeit werden mehrere Optionen geprüft.

Nachfolger wird im Dezember gewählt

Angesichts dieser Altlasten eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger für Lauber zu finden, wird kein Leichtes. Die Gerichtskommission plant, National- und Ständerat im Dezember einen Vorschlag vorzulegen. Gegen Lauber läuft derweil ein Strafverfahren.

Für Pieth steht eins fest: «Wer immer jetzt von Lauber übernimmt, muss radikal aufräumen.»

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