Das Fax-Fiasko während der Corona-Pandemie führte es vor Augen: Bei der Digitalisierung hinkt das Gesundheitssystem hinterher. Dass die Covid-Fallzahlen dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) teils via Fax geschickt wurden, sorgte für Kopfschütteln.
Nachdem das BAG viel Gespött über sich ergehen lassen musste, macht es bei der Digitalisierung vorwärts. Schritt für Schritt will es hin zur vollständigen Digitalisierung – und damit weg vom Fax.
Dafür ist ein elektronisches Meldeportal im Aufbau, über welches Spitäler, Arztpraxen und Labore künftig alle Meldungen bezüglich meldepflichtiger Infektionskrankheiten übermitteln sollen.
Corona-Meldungen laufen in der Regel bereits seit Mitte 2020 über das digitale Meldesystem. Seit Herbst 2021 steht es auch für Influenza-Meldungen offen.
Pilotprojekt für vier weitere Erreger
Im laufenden Jahr wird das Portal auf vier weitere Krankheiten ausgeweitet: Campylobacteriose, Chlamydiose, Gonorrhoe und Syphilis. Bei ersterem handelt es sich um eine Durchfallerkrankung, bei den übrigen drei um sexuell übertragbare Infektionen mit unterschiedlichen Krankheitsfolgen.
«Im zweiten Quartal 2023 möchten wir ein Pilotprojekt mit diesen vier Erregern starten», sagt BAG-Sprecher Simon Ming. «Ziel ist es, noch vor Ende 2023 die Mehrheit der Meldungen zu diesen vier Erregern über das Meldeportal zu erhalten.»
Die vier Erreger seien «relativ häufig», erklärt Ming die Auswahl. «Dazu lassen sie sich gut mit der aktuellen Lösung, die für Covid-19 implementiert wurde, umsetzen.»
Verläuft das Pilotprojekt erfolgreich, werden weitere Erreger in das System integriert. Aktuell zählt das BAG 56 meldepflichtige Infektionskrankheiten. «Ziel ist es, letztlich alle Meldungen so zu erfassen», erklärt Ming.
Fax-Ära noch nicht vorbei
Die Fax-Ära ist allerdings auch für die im Meldeportal aufgenommenen Erreger nicht ganz vorbei. «Solange es gesetzlich möglich ist, kann ein Labor auch noch die traditionellen Wege nutzen – also E-Mail, Post oder Fax», sagt Ming.
«Ziel ist aber die vollständige Digitalisierung, die etappenweise über mehrere Jahre umgesetzt werden muss, da nicht nur Systeme des BAG betroffen sind.» Das BAG sei ein Player im Netzwerk der Gesundheitsakteure, so Ming.
Die Erfahrung zeige, dass das neue Meldesystem von den betroffenen Stellen gut genutzt werde, erklärt der BAG-Sprecher. «De facto werden nur noch sehr wenige Covid-19- und Influenza-Meldungen auf dem traditionellen Weg ans BAG übermittelt.» Ziel sei es, dass dereinst alle Meldungen des obligatorischen Meldesystems digital zwischen allen Gesundheitsakteuren ausgetauscht würden.