Entgegen Anne Lévys Aussagen
BAG will nicht auf den Fax verzichten

Das Fax-Fiasko geht weiter. Das Bundesamt für Gesundheit kann sein Telefax-Gerät «nicht entbehren». Damit stellt es die eigene Chefin Anne Lévy bloss. Dabei würde das Museum für Kommunikation in Bern den Fax der Nation gern der Öffentlichkeit präsentieren.
Publiziert: 08.02.2022 um 00:25 Uhr
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Aktualisiert: 08.02.2022 um 07:48 Uhr
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Das Museum für Kommunikation hat vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) einen Korb erhalten.
Foto: Museum für Kommunikation / Beat Schweizer
Pascal Tischhauser

Die Direktorin des Bundesamts für Gesundheit (BAG) hat zu viel versprochen. Anne Lévy (50) hatte auf Blick TV gesagt, natürlich gehe es heutzutage nicht mehr, dass man Daten per Fax übermittle. «Keine Frage.» In der Sendung «Hier fragt der Chef» von Chefredaktor Christian Dorer (46) hatte die BAG-Direktorin klargemacht, dass das Zeitalter des Faxgeräts vorbei ist. Zum Thema wurde es, weil ihr Amt im März 2020 schweizweit zum Gespött wurde, weil Ärzte und Labors die Corona-Ansteckungszahlen dem BAG damals per Telefax übermittelten. «Ich glaub, ich träume noch von dieser Faxgeschichte», sagte Lévy.

Das Amt, so Lévy weiter, habe übrigens eine Anfrage vom Museum für Kommunikation aus Bern erhalten, dass das Museum das Gerät gerne haben würde. Dass Lévy darauf zu sprechen kam, freute Juri Jaquemet (45) besonders. Der Sammlungskurator des Berner Museums hatte die Anfrage zum Fax persönlich gemacht. Offenbar hatte die Amtsleitung also beschlossen, ihnen das Faxgerät abzugeben.

Schliesslich sagte Anne Lévy zu Dorer, man müsse umdenken. Sie legte fest, dass ihr Amt jetzt Standards setzen und verlangen müsse, dass die Meldungen nur noch in ein digitales Formular eingetragen werden dürften. Laut diesen Angaben hatte das Faxgerät der Nation im BAG ausgedient.

«Darum haperts mit der Digitalisierung»
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Anne Lévy über das Fax-Fiasko:«Darum haperts mit der Digitalisierung»

Auch Kulturminister Berset blossgestellt

Mit dem Faxgerät bekäme das Museum endlich das Symbol für die Probleme bei der Kommunikation während der Pandemie. Und gleichzeitig jenes Gerät, in dem sich das Ende der vordigitalen Zeit manifestiert. Jaquemet: «Die Probleme mit dem Fax waren in aller Munde. Wenige Ausstellungsstücke würden dies so augenfällig symbolisieren wie das Faxgerät.» Um anzufügen: «Ich habe in unserer Anfrage klargestellt, dass es unserem Museum nie darum ging, das BAG irgendwie lächerlich zu machen.»

Das besorgt das Amt gleich selbst: «Unser einziges Faxgerät steht noch im Einsatz, um von den Arztpraxen, die den digitalen Wandel noch nicht vollzogen haben, Informationen zu empfangen. Demnach können wir das Gerät nicht entbehren.»

Mit dieser Aussage stellt das Bundesamt nicht nur die eigene Chefin bloss, es desavouiert gleichzeitig auch den obersten Chef im eigenen Departement, Gesundheitsminister Alain Berset (49). Der SP-Bundesrat ist nämlich auch Schweizer Kulturminister. Doch für Kultur scheint man im BAG keinen Sinn zu haben.

Nachfrage nach dem Gerät ist riesig

Immerhin zeigt die Amtssprecherin Katrin Holenstein Humor: «In sehr vielen Arztpraxen stehen Faxgeräte, die teils noch intensiv gebraucht werden, aber vielleicht auch mal ausgeliehen werden könnten», sagt sie zur Blick-Anfrage noch.

Das Museum hätte aber natürlich gerne das Original-Faxgerät der Nation, mit dem das BAG Schlagzeilen machte. Es wäre doch höchst verwunderlich, fände die Bundesverwaltung nicht noch irgendwo in ihren zahlreichen Kellern, Lagern und Büros ein Faxgerät, das das Originalgerät im BAG ersetzen könnte.

Denn das Interesse am BAG-Fax ist riesig: Das Museum für Kommunikation in Bern hatte bereits eine Anfrage von einem anderen Museum, ob es das berühmte BAG-Gerät ausleihen dürfe.

Museum für Kommunikation bleibt geduldig

Jaquemet betont, sein Museum sei geduldig. Man freue sich natürlich auch zu einem späteren Zeitpunkt noch sehr über den Erhalt des Faxgeräts. Klar aber ist, so gross wie heute dürfte das Interesse an diesem Fax nie mehr sein. Dass sich das BAG derart lange Zeit lässt – und während der Pandemie sogar noch eine Mitarbeiterin ins Museum schickte, die sich über die Pläne des Museums mit dem Fax informieren liess, ist unverständlich.

Nach dem Besuch der BAG-Mitarbeiterin hat das Museum aus dem Departement von Kulturminister Berset nichts mehr gehört zum Fax. Umso grösser ist nach den Aussagen der Direktorin die Enttäuschung: «Wenn wir nun vom Blick hören, dass das Bundesamt das Faxgerät nicht entbehren kann, bedauern wir dies natürlich sehr. Es scheint so, dass die Möglichkeit verpasst wird, ein Symbol der Pandemie für die Nachwelt zu sichern.»

Koch machts vor

Ein früherer BAG-Mitarbeiter zeigt jedoch mehr Kulturverständnis: Das Museum hat vom Ex-Mister-Corona Daniel Koch (66) drei Krawatten. «Sie finden bei uns auch ein Plakat mit Corona-Verhaltensregeln in Poststellen», erklärt der Kurator. Und das Museum besitze einen Bauhelm mit Plexiglasscheibe, mit dem sich Swisscom-/Cablex-Mitarbeitende in der Anfangszeit von Covid schützten. Der Helm zeigt, wie wenig man damals noch wusste über die Verbreitung des Virus. Auch Tweets und Memes aus der Corona-Zeit sammelt das Museum. «Das BAG-Faxgerät wäre aber natürlich die Krönung der Sammlung zu Corona gewesen», so Jaquemet.

Gut möglich, dass sich das Museum bald aus vielen weiteren Tweets und Memes bedienen kann, in denen darüber gelästert wird, was das BAG für Faxen macht.

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