«Man will nur noch auf humanitäre Hilfe setzen»
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Blick-Redaktorin auf Haiti:«Man will nur noch auf humanitäre Hilfe setzen»

Deza-Chefin Patrizia Danzi auf Besuch im Karibikstaat
Schlechte Nachrichten für Haiti aus der Schweiz

In Haiti nehmen die Krisen kein Ende. Trotzdem kürzt die Schweiz ihre Hilfe. Patricia Danzi, Chefin der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza), flog deshalb diese Woche in den Karibikstaat. Blick begleitete sie.
Publiziert: 23.04.2022 um 21:06 Uhr
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Aktualisiert: 24.04.2022 um 11:06 Uhr
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Patricia Danzi, Chefin der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza), besucht Haiti.
Foto: Ralph Tedy Erol
Rebecca Wyss

Armut, Hunger, politische Krisen, Naturkatastrophen – kaum eine Katastrophe haben die elf Millionen Haitianer und Haitianerinnen nicht schon erlebt. Immer wieder rappeln sie sich auf – manchmal auch mithilfe der Schweiz. Seit Jahren ist sie in Form von humanitärer Hilfe und bilateraler Entwicklungszusammenarbeit aktiv. Und gehört zu den sechs grössten Geberländern in Haiti. Nun ändert sich einiges.

Patricia Danzi (53), die Chefin der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza), flog diese Woche nach Haiti. Sie traf sich unter anderem mit dem Interims-Premierminister Ariel Henry (72). Im Gepäck hatte sie eine schlechte Nachricht. Die Schweiz richtet die Auslandhilfe für den Karibikstaat neu aus. Stellt die längerfristigen Programme der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit bis Ende 2024 ein, fokussiert nur noch auf die humanitäre Hilfe. Und wandelt die Botschaft in ein «Humanitäres Büro» um. Grund dafür ist die neue Schweizer Strategie der internationalen Zusammenarbeit, die das Parlament verabschiedet hat. Man will sich aus Lateinamerika und der Karibik zurückziehen. Haiti trifft das hart: 2021 flossen 23,7 Millionen Franken aus der Schweiz in Projekte, 2025 sind es noch sechs.

Die Projekte sollen weiterverfolgt werden

Deza-Chefin Danzi sagt zu Blick: «Es ist kein abrupter Ausstieg aus der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit. Einige Programme sollen weitergeführt werden.» Die Deza sucht derzeit nach Partnern wie NGOs, die übernehmen. Das Ziel bleibe dasselbe, so Danzi: «Die Gesellschaft soll widerstandsfähiger werden. Damit sie künftig weniger humanitäre Hilfe braucht.»

Die Nachricht erreicht Haiti nach einem schwierigen Jahr. Ein Erdbeben und ein Wirbelsturm richteten im Süden Zerstörung an. Die Preise sind gestiegen. Besonders gravierend: Präsident Jovenel Moïse (†53) wurde im Juli ermordet. Banden haben nun die Hauptstadt Port-au-Prince fest im Griff. Entführen beliebig Menschen auf der Strasse. Und töten sie, wenn die Familien das Lösegeld nicht zahlen können. Das bekam auch Danzi zu spüren: Sie legte keinen Meter ohne gepanzertes Auto zurück, eskortiert von bewaffneten Sicherheitsleuten auf Motorrädern.

Deza setzt auf Katastrophenvorsorge

Gegen die Gewalt ist die Schweiz machtlos. Anders bei der Katastrophenvorsorge, wie ein Besuch im Süden zeigte, in Port-Salut. Hier bildet die Deza Maurer und Zimmerleute aus. Und baut mit der lokalen Bevölkerung erdbeben- und sturmsichere Wohn- sowie Zivilschutzhäuser. Die Bauten sollen in Haiti Standard werden, dafür muss die Regierung mitziehen. Auch dafür war Danzi gekommen: Überzeugungsarbeit.

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