Der Provokateur, die Witzige, der Streber, die Langweiler
Das sind die Turbo-Twitterer im Bundeshaus

Das Beackern von Social Media gehört heute zur Politik wie Kommissionsarbeit und Sessionen. Blick hat sich die auffälligsten Twitterer im Bundeshaus angeschaut.
Publiziert: 04.01.2023 um 00:05 Uhr
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Aktualisiert: 04.01.2023 um 00:06 Uhr
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Die Grüne Meret Schneider ist sicher die witzigste twitternde Parlamentariern.
Foto: Keystone

Kein soziales Medium ist für Politiker so wichtig wie Twitter (na gut, wegen der älteren Wählerschaft sind viele auch noch auf Facebook und weil man jung und hip sein will auf Tiktok). Auf Twitter aber sind sie alle. Doch nicht jede und jeder nutzt den Kanal auf die gleiche Art. Blick stellt die auffälligsten Twitterer aus dem Bundeshaus vor.

Die Witzigste

Lustig, lustiger, Meret Schneider (30)! Kaum ein Tag vergeht, an dem die Grünen-Nationalrätin nicht auf Twitter unterhält. Ist sie erst einmal in Fahrt, feuert sie ihre Tweets fast schon im Stundentakt ab. Sie schreibt über Politik, teilt aber auch Alltagsbeobachtungen.

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Ihr Humor? Stets trocken, ein wenig bissig, oft selbstironisch, nie gemein. Wortspiele stehen bei ihr hoch im Kurs. Damit gewinnt Schneider nicht nur die Herzen der Bauern, sondern auch von Profi-Komikern wie Viktor Giacobbo (70). Und schüttet quasi nebenbei den Stadt-Land-Graben ganz alleine zu. Nimmt sie jemanden auf die Schippe, dann mit viel, viel Liebe, wie dieser Tweet zu ihrem SVP-Nationalratskollegen und Metzger Mike Egger (30) beweist.

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Nicht einmal der Bundesrat ist vor ihrem Humor sicher:

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Der Provokateur

Es ist so sicher wie das Amen in der Kirche: Wenn irgendwo auf der Welt ein junger Mann mit Migrationshintergrund etwas verbricht, nutzt Andi Glarner (60) seine Chance, um vor der «Überfremdung» der Schweiz zu warnen. Die Silvesterkrawalle in Berlin sind da natürlich ein gefundenes Fressen.

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Aber der Aargauer SVP-Nationalrat braucht nicht einmal derart zweifellos kriminelles Verhalten. Es reicht auch schon, Sozialhilfe zu beziehen, um Glarners Furor zu ernten.

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Oder Klimaaktivist zu sein, eine Transperson oder einfach links-grün. Auch hier bedient er sich gern ausländischer Beispiele, die er genauso einschweizert wie die Migranten-Krawalle in Berlin.

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Seit ein paar Jahren bekommt Glarner jedoch Konkurrenz – und das ausgerechnet aus dem gleichen Kanton und der gleichen Partei: Auch Nationalrätin Martina Bircher (38) twittert täglich zum Thema Migration – und oft ebenso provokant.

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Der Retweeter

Mitte-Präsident Gerhard Pfister (60) hat geruhiget. Noch vor wenigen Jahren teilte er, oftmals am späten Abend oder am Wochenende, auf Twitter mit spitzer Feder aus: gegen die politische Konkurrenz, gegen den Bundesrat, gegen den «Tatort», gegen die SRG. Gegen fast alle.

Zwar ist der Zuger Nationalrat immer noch täglich auf Twitter unterwegs, aber jetzt vor allem als Retweeter. Viele Posts, die er teilt, kommen aus der eigenen Partei oder deren Sektionen. Oder vom ehemaligen englischen Fussball-Star Gary Lineker (62). Denn Pfister, das wissen viele nicht, ist Fussball-Fan. Also, von GC, halt …

Der Verdacht kommt auf, dass Pfister die Retweets auch nutzt, um seine eigene Meinung zu verbreiten – das aber lieber nicht mehr selbst schreiben will (weil er weiss, welch mediales Echo das auslösen kann). Beispiel gefällig? Pfister retweete diesen Tweet des Anwalts Emran Erken:

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Wenn Pfister heute selbst in die Tasten haut, dann vor allem, um ans humanitäre Gewissen des Bundesrats zu appellieren – etwa in Bezug auf die Proteste im Iran.

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Und ganz verschwunden ist seine spitze Feder auch noch nicht, wie das Beispiel zeigt. Zum Thema Fussball, natürlich.

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Der mit dem Pulli

Mitte-Fraktionschef Philipp Matthias Bregy (44) zeigt vorbildlich, wie man Humor und Politik unter einen Hut bringt – oder in seinem Fall unter den Weihnachtspulli. Dabei macht er der selbsternannten Familien-Partei alle Ehre: Frisch und ohne Scheu postet er an Heiligabend Fotos seiner Familie in bunten Weihnachtspullis und beweist damit auch gleich aller Welt, dass ihm das traditionelle Familienleben am Herzen liegt.

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Aber er schafft es auch immer wieder, dem öden Polit-Alltag Humorvolles zu entlocken. Etwa, wenn er sich über das «Abschiedsgeschenk» nach der Wintersession bei seinem Fraktionssekretär bedankt: viele, viele Akten.

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Oder wenn sich der Walliser über das neblige Bundeshaus wundert.

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Die Baselbieter, also known as Euroturbos

Eric Nussbaumer (62) ist fleissig. Satte 12’708 Tweets hat der Baselbieter SP-Nationalrat in zehn Jahren abgesetzt oder retweetet (alleine beim Schreiben dieses Textes kamen zwei neue dazu). Gefühlt 12’700 davon sind zum Verhältnis der Schweiz zur EU.

Dabei macht der Präsident der Europäischen Bewegung Schweiz (EBS) aus seinem Herzen keine Mördergrube: Vom Bundesrat und seiner zögerlichen Haltung ist er masslos enttäuscht. Nussbaumer will eine rasche Annäherung an die EU – mindestens!

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Und wenn Blick kritisch titelt, kriegt dieser sofort sein Fett weg: «Ach, Blick …»

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Nussbaumers Sympathien sind klar verortet. Böse Zungen erwarten demnächst sogar eine Ernennung zum EU-Botschafter ehrenhalber.

Im Parlament erhält Nussbaumer einzig aus dem eigenen Kanton Konkurrenz. Die Baselbieter Mitte-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter (58) will allerdings nicht gleich ein neues Beitrittsgesuch nach Brüssel schicken. Sie hat vor allem wirtschaftliche Interessen im Auge.

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Der Fleissige

Vollbeschäftigung, BIP, Regulierungsbremse: Auf Andri Silberschmidts (28) Twitter-Account geht es etwas trocken zu und her – Humor sucht man hier vergebens. Das dürfte seinen Lieblingsthemen geschuldet sein. Weder die Pensionskassenrenten noch der Zustand des Gesundheitswesens sind zum Lachen.

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Etwas nahbarer zeigte er sich Anfang Dezember: Da postete er für einmal nicht über Themen im Parlament, sondern über seine bestandene Lastwagenprüfung.

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Die, die ein bisschen langweilig sind

Balthasar Glättli (50), Nationalrat und Präsident der Grünen, gilt als Philosoph unter den Politikern. Manche nennen ihn einen «Schnurri», andere – wegen seiner hin und wieder missionarischen Art – «Jesus». Auf Twitter gibt sich Glättli eher zurückhaltend. Er teilt dort regelmässig «Balthasars Grüne Links», eine «Online-Zeitung», zusammengestellt aus automatisch gesammelten und teilweise von ihm kommentierten Links von twitternden Grünen.

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Wie es sich in seiner Funktion als Parteipräsident gehört, weist er auch regelmässig auf die Erfolge seiner Parteikolleginnen und -kollegen hin.

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Nicht zuletzt beweist Glättli auf Twitter gern, dass er gut Englisch kann. Immer wieder retweetet er englische Nachrichten und übersetzt für seine Follower sogar wichtige Tweets ins Deutsche:

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Auf die Frage, wieso ihre politischen Erfolge nicht wahrgenommen werden, sagte die Zürcher FDP-Nationalrätin Regine Sauter (56) einmal: Sie wolle durch Leistung überzeugen, nicht durch Klamauk. Genau so wirkt ihr Auftritt auf Twitter.

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Ihr Profil auf dem Kurznachrichtendienst zeigt eine Schafferin, die ihre Leistungen in den Vordergrund stellt. Denn sie postet mit Vorliebe Verlautbarungen, Fotos von Auftritten an Parteianlässen oder Abstimmungsempfehlungen mit riesigen Plakaten in der Hand.

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Dass dies in der schrillen Welt der sozialen Medien etwas altbacken wirken mag: geschenkt! Nun will sie in den Ständerat. Sie kandidiert für den frei werdenden Sitz von Parteikollege Ruedi Noser (61). Dafür sucht sie Unterstützerinnen und Unterstützer. Den Tweet haben fünf Personen gelikt. Da ist noch Luft nach oben. Immerhin: Gemäss Angaben auf Sauters Webseite unterstützen bereits 458 Personen ihre Ständeratskandidatur.

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Der, bei dem Instagram besser ist

Luft nach oben ist auch bei FDP-Nationalrat Marcel Dobler (42). Sein Twitter-Account dient vor allem dazu, seine Vorstösse zu promoten. Oft geht es dabei um Digitalisierungs-Themen – kein Wunder, ist der Unternehmer doch Experte im Online-Handel und zudem Vizepräsident von Digital Switzerland.

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Das führt dazu, dass Dobler auf Twitter nicht sehr spannend daherkommt. Zum Glück gibts noch Instagram: Da zeigt der ehemalige Profisportler seine wilde Seite – beim Biken in Arosa, beim historischen Mörserschiessen, beim Kamelreiten in den Wüsten-Ferien. Oder beim Posen in Bademode – ganz im Sinne der Polit-Transparenz.


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