Das sind die Weihnachtskarten unserer Bundesräte 2023
Berset nutzt die Freiheit, Cassis bewegt den Elefanten

Zu Weihnachten verschicken die sieben Bundesräte traditionell ihre Festtagsgrüsse. Spannend ist, welches Sujet die Magistraten wählen. Sind diese doch auch immer ein Stimmungsbild.
Publiziert: 21.12.2023 um 18:19 Uhr
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Aktualisiert: 21.12.2023 um 19:21 Uhr
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Ein Flügleschlag als Zeichen der Freiheit: Die Festtagskarte von Bundespräsident Alain Berset.
Foto: ZVG
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Ruedi StuderBundeshaus-Redaktor

Bei den Bundesräten geht die Post ab! Die Weihnachtspost. In diesen Tagen verschicken die sieben Regierungsmitglieder ihre Festtagsgrüsse und Neujahrswünsche. Geprägt von Zuversicht, Schalk und Inspiration. Blick zeigt die Sujets.

Alain Berset will seine Freiheit nutzen

Es ist seine letzte offizielle Weihnachtskarte als Bundesrat: Ende Jahr tritt Bundespräsident Alain Berset (51, SP) ab. Bei seinen Neujahrswünschen zeigt sich der Sozialdemokrat ganz staatsmännisch. «Seul est libre qui use de sa liberté», zitiert er aus der Präambel der Bundesverfassung, welche dieses Jahr ihr 175-Jahr-Jubiläum feiert. «Frei ist nur, wer seine Freiheit gebraucht.» Das Sujet dazu: der Flügelschlag eines Vogels.

Eine Kombination, die bestens zu Berset passt. Ist er doch selbst bald frei von den Bürden seines Amtes. Frei für den nächsten Flügelschlag – oder eben den nächsten Flug als Hobbypilot. Man darf gespannt sein, wie Berset seine neue Freiheit nutzt.

Viola Amherd nimmt Schwung

Verteidigungsministerin Viola Amherd (61, Mitte) amtiert nächstes Jahr als Bundespräsidentin – und erreicht damit den Gipfel ihrer Politkarriere. Ihre Weihnachtskarte wirft bereits ein Licht darauf. Das Sujet zeigt ein Bergpanorama bei Sonnenaufgang, das am VBS-Sitz im Bundeshaus Ost aufgestellt wurde.

Für Amherd versinnbildlicht das Bergpanorama drei wichtige Werte, wie ihr Departement schreibt: «Zuversicht, im Sinne der ungebrochenen Gewissheit darüber, dass wir die Herausforderungen unserer Zeit werden meistern können; Verbundenheit, weil die Verantwortung leichter wird, wenn viele Schultern sie gemeinsam tragen; Weitsicht, damit wir einerseits Entscheidungen treffen, die langfristig Wirkung haben, und damit wir andererseits früh genug Schwung aufnehmen können, um die kommenden Hürden zu überwinden.»

Guy Parmelin verströmt Zuversicht

Ganz klassisch zeigt sich SVP-Wirtschaftsminister Guy Parmelin (64). Die Karte des Amtsältesten zeigt eine verschneite Winterlandschaft. «In diesen schwierigen Zeiten mit mehreren Krisen gleichzeitig strahlt für mich dieses Winterbild aus der Schweiz trotz allem eine gewisse Zuversicht aus», kommentiert Parmelin die Bildwahl.

Diesen Optimismus wünsche er auch der Bevölkerung mit dem Spruch auf der Karteninnenseite: «Se réjouir toujours de la promesse du lendemain», heisst es da. Und Parmelin ergänzt: «Auch wenn wir nicht wissen, was auf uns zukommt: Alle sollen sich an den Versprechungen und Verheissungen des folgenden Tages freuen.»

Karin Keller-Sutter setzt auf Schalk

Sparen, sparen, sparen. Politisch hat es FDP-Finanzministerin Karin Keller-Sutter (59) dieses Jahr nicht einfach, muss sie doch als Sparfüchsin allerlei Wünsche abschmettern. Ganz anders kommt ihre Weihnachtskarte daher. Locker-lässig-bunt.

Keller-Sutters Team hat das Sujet ausgewählt. Überzeugt habe dabei die Leichtigkeit der Umsetzung und der Schalk in der Zeichnung, kommentiert das Departement die Wahl. «Die Karte zeigt einen Punkt der Ruhe zum Jahreswechsel und strahlt eine heitere Zuversicht aus», erklärt es dazu. «Beides können wir nach diesem Jahr sehr gut gebrauchen.»

Albert Rösti betont die Vielfalt

Als Kreativteam wirkte für einmal die Kommunikationsabteilung von SVP-Bundesrat Albert Rösti (56) bei der Gestaltung der Karte. Und es schreibt dazu: «Die Karte soll mit ihrer winterlichen Szenerie die festliche Stimmung der Jahreszeit einfangen und gleichzeitig die Vielfalt des Departements zum Ausdruck bringen – das war Bundesrat Albert Rösti wichtig.»

Elisabeth Baume-Schneider lässt sich inspirieren

Fast wirkt es so, als hätte Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider (59) ihren Departementswechsel mit der Weihnachtskarte schon etwas vorweggenommen. «Horizons Doubles» heisst das Werk. Auch mit dem Wechsel vom Justiz- ins Innendepartement verdoppeln sich die Horizonte der SP-Magistratin.

Allerdings stecken ganz andere Überlegungen hinter der Sujetwahl. «Das Thema, das ich für meine Weihnachtskarte gewählt habe, inspiriert mich sowohl in ästhetischer, poetischer als auch in symbolischer Hinsicht», erklärt die Jurassierin. «Der Künstler vermittelt uns eine minimalistische Landschaft und fordert uns auf, diese um 180 Grad zu drehen und dabei unsere Wahrnehmung und Werte zu hinterfragen.»

Ignazio Cassis bewegt den Elefanten

Vor zweieinhalb Jahren versenkte der Bundesrat das EU-Rahmenabkommen. Damals entschied sich FDP-Aussenminister Ignazio Cassis (62) für den Todesstoss – nur, um nun einen neuen Anlauf zu wagen. Seine Überlegung damals: Das Rahmenabkommen ist verloren – und solange dieses Problem wie ein dicker Elefant im Raum steht, versperrt es den Blick auf neue Ansätze.

Nun biegt Cassis mit einem neuen EU-Deal auf die Zielgerade ein. Und ausgerechnet ein Elefant wird zum Teil seiner Festtagskarte. Als Einlegeblatt, das die Sicht auf die Welt freigibt, wenn man es entfernt. «Wenn Du alles grau siehst, bewege den Elefanten», zitiert er ein indisches Sprichwort. Ob Cassis mit dieser Anspielung den «Elefanten im Raum» von 2021 im Hinterkopf hatte?

Offiziell entstand die Idee am Rande einer Sitzung des Uno-Sicherheitsrates im Gespräch zwischen Cassis und seinem Kommunikationschef Nicolas Bideau, wie das Departement erklärt. «Es ist eine ästhetische, kognitive und spielerische Einladung, gemeinsam über ein Thema nachzudenken, das Bundesrat Cassis am Herzen liegt: die Suche nach Lösungen in schwierigen Situationen.»

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