Die neusten Corona-Zahlen geben Anlass zur Hoffnung: Am Dienstag meldete das Bundesamt für Gesundheit (BAG) 4560 neue Ansteckungen sowie 299 Spitaleinweisungen und 142 neue Todesfälle.
Die Neuansteckungen gehen damit weiter zurück. Die bundesrätlichen Verschärfungsmassnahmen zeigen also eine gewisse Wirkung. Das bestätigt auch Virginie Masserey, Leiterin der Sektion Infektionskontrolle beim Bundesamt für Gesundheit: «Es gibt bestimmt einen Effekt, aber es reicht noch nicht.» Bei den Neuansteckungen verzeichne man zwar eine Verlangsamung und einen Rückgang, bei den Spitaleinweisungen und Todesfällen hingegen weiterhin einen Anstieg.
Lage in Spitäler bleibt angespannt
Ein entscheidender Punkt: In den Spitälern bleibt die Situation heikel. Derzeit genügen die Kapazitäten zwar noch und könnten im Notfall weiter aufgestockt werden.
Aber: «In mehr als einem Drittel der Kantone sind die Intensivstationen an ihrer Kapazitätsgrenze», so Andreas Stettbacher, Delegierter des Bundesrates für den Koordinierten Sanitätsdienst (KSD). Die rund 900 zertifizierten Intensivbetten seien praktisch alle ausgelastet, sagte Stettbacher. Es gebe aber noch 240 Reservebetten. Notfalls könne die Kapazität auf 1400 bis 1500 Intensivbetten aufgestockt werden.
Klar ist: Die Zahl der Covid-Patienten auf der Intensivstation hat deutlich zugenommen. 543 Fälle verzeichnete der KSD am Dienstagmittag. Rund 60 Prozent der Patienten auf den Intensivstationen sind damit Covid-19-Patienten. Die Überweisungen auf die Intensivstationen seien weiterhin steigend. So werden auch Patienten aus stark ausgelasteten Regionen zunehmend in andere Regionen verlegt.
Stettbacher betonte mehr als einmal: «Die Lage auf den Intensivstationen ist angespannt.» Und wer als Covid-Patient auf der Intensivstation landet, verweilt «im Mittel ungefähr 14 Tage» dort, so Masserey.
«Wir können nicht ewig darauf setzen, dass die Spitäler ständig die Akutbetten aufstocken», machte Masserey zudem klar. Ihr Appell an die Bevölkerung: Um Druck von den Spitälern zu nehmen, sei die weitere konsequente Einhaltung der Corona-Massnahmen essenziell.
Massentests kein Thema
Zur Kritik, die Ärzte via Medien zur Verlässlichkeit und Anwendung von Schnelltests geäussert hatten, sagte Masserey, es sei noch zu früh, um Schlüsse zu ziehen. Sie habe keine Kenntnis von derartigen Problemen. Das BAG arbeite an klaren Vorgaben, welche Tests wie und an wem gemacht werden sollten. In diesem Zusammenhang seien auch die Schulen ein Thema.
Massenschnelltests, wie Österreich diese angekündigt habe, seien aber in der Schweiz im Moment kein Thema. Die Tests seien für asymptomatische Personen zu wenig aussagekräftig. «Wir schauen aber nach Österreich», so Masserey. Die Methode habe grundsätzlich durchaus Potenzial.
Keine Impfpflicht für alle
Zu den bevorstehenden Impfkampagnen sagte sie, es werde sicher keine Impfpflicht für alle geben. Hauptziel werde es sein, die schweren Infektionen in den Griff zu bekommen. Die logistische Planung für die Lagerung und Verteilung der künftigen Impfstoffe sei angelaufen.
Dabei spielt die Armee eine zentrale Rolle. Kühlaggregate sind beschafft und in Validierung. Mit den Kantonen laufen Gespräche, wie die Verteilung der Impfstoffe stattfinden soll.
Laut Masserey braucht es je nach Wirksamkeit und Schutzdauer eine Durchimpfungsrate von 60 bis 90 Prozent, um das Coronavirus einzudämmen.