Österreichs Kanzler greift durch – Schweiz wartet
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Obwohl Virus hier heftig wütet:Österreichs Kanzler greift durch – Schweiz wartet

Obwohl das Virus bei uns viel mehr Opfer fordert
Österreich macht kurzen Prozess, Schweiz wartet

Während Österreichs Kanzler Kurz knallhart durchgreift, will der Bundesrat einen Lockdwown weiterhin mit allen Mitteln verhindern. Dies obwohl das Virus hierzulande bisher deutlich mehr Opfer forderte.
Publiziert: 16.11.2020 um 01:00 Uhr
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Aktualisiert: 17.11.2020 um 17:17 Uhr
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Leere Strassen in Wien.
Foto: imago images
Ladina Triaca (Text) und Raphael Röthlin (Grafik)

Österreich versucht es auf die harte Tour. Unser Nachbar geht erneut in den Lockdown. «Treffen Sie niemanden!», verkündete Kanzler Sebastian Kurz (34) am Wochenende. Ab Dienstag gilt für die Ösis eine landesweite Ausgangssperre.

Nach den Restaurants müssen auch Schulen und nicht lebensnotwendige Geschäfte wie Coiffeursalons oder Kosmetikstudios ihre Tore schliessen. Und um den Betrieb im Land ab 7. Dezember wieder hochfahren zu können, hat Kurz bereits Massentests für bestimmte Gruppen angekündigt.

Virus wütet in der Schweiz genauso

Während der Ösi-Kanzler knallhart durchgreift, wartet der Bundesrat den Effekt der Corona-Massnahmen, die er am 28. Oktober verhängt hat, erst einmal ab. Dies obwohl die Corona-Situation in der Schweiz nicht weniger dramatisch ist. Das zeigt ein BLICK-Vergleich, der die wichtigsten Pandemie-Indikatoren – Neuinfektionen, Spitaleinweisungen, Patienten auf Intensivstationen und Todesfälle – unter die Lupe nimmt. Fazit: Insgesamt wütet das Virus in der Schweiz sogar noch stärker!

Beide Länder verzeichneten in den letzten zwei Wochen über 1000 Neuansteckungen pro 100'000 Personen. Zur Erinnerung: Vor noch nicht allzu langer Zeit erklärte die Schweiz Länder mit mehr als 60 Neuinfektionen pro 100'000 Personen zu Risikogebieten! Nun zählt unser Land mit 1094 Fällen gar noch etwas mehr als Österreich mit 1034 neuinfizierten Personen.

Einziger Lichtblick: In den letzten eineinhalb Wochen ist die Ansteckungskurve in der Schweiz abgeflacht, während sie in Österreich ungebremst in die Höhe schnellt. Mittlerweile haben uns die Ösis bei den täglichen Neuansteckungen überholt.

3000 Tote in der Schweiz

Nicht besser sieht es bei den Spitaleinweisungen aus, die den Neuansteckungen stets ein bis zwei Wochen hinterherhinken: In der Schweiz liegen heute rund 4600 Personen mit Covid-Symptomen im Spital. Das sind rund 700 mehr als in Österreich. In beiden Ländern kämpfen derzeit je rund 500 Menschen auf einer Intensivstation gegen das Virus.

Besonders traurig ist nach knapp neun Monaten Pandemie die Todesfall-Statistik. Rund 3000 Menschen starben in der Schweiz bisher am Coronavirus. Das sind fast doppelt so viele wie in Österreich, wo bisher rund 1700 Menschen ums Leben gekommen sind. Und unser Nachbar zählt sogar etwas mehr Einwohner!

Kein Wunder also, äusserte Kurz am Samstag indirekt Kritik am Umgang der Schweizer Regierung mit dem Coronavirus. «Leider gibts einen grossen Austausch zwischen der Schweiz und Vorarlberg», sagte er mit Blick auf die Grenzgänger. Dennoch sollen die Grenzen zwischen den Alpenländern vorerst offen bleiben.

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